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Ist China wieder da?

WASHINGTON, D.C. Als US-Präsident Joe Biden 2021 sein Amt antrat, lautete seine erste Botschaft an die übrige Welt: „Amerika ist wieder da“. Nach Antritt seiner dritten Amtszeit als Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im Oktober scheint Präsident Xi Jinping nun eine ähnliche Botschaft zu verkünden.

Im Laufe der letzten beiden Monate hat die chinesische Führung eine Reihe wichtiger politischer Kurswechsel angekündigt oder signalisiert: Sie hat die strengen, fast drei Jahre in Kraft befindlichen Null-COVID-Beschränkungen abrupt aufgehoben, ihr hartes Vorgehen gegenüber Technologie-Unternehmen und Immobiliensektor gelockert, ihr Bekenntnis zum Wirtschaftswachstum erneuert, und sie ist im Rahmen der G20 auf die USA zugegangen. Die Anleger haben auf die Vorstellung, dass mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt anscheinend wieder Geschäfte zu machen sind, mit Begeisterung reagiert.

Doch während Chinas wirtschaftsfreundliche Neuausrichtung für den internationalen Handel, den Weltfrieden und die globale Stabilität mit Sicherheit Gutes erwarten lässt: Um die chinesische Wirtschaft wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, bedarf es mehr als bloß einer Änderung des politischen Kurses der letzten Zeit. Dringend erforderlich ist die Rückkehr von Pragmatismus und ehrlichem Feedback in das politische System. Wie ich in meinem Buch How China Escaped the Poverty Trap gezeigt habe, bestimmten diese Attribute Chinas für ihre Anpassungsfähigkeit berühmte „adaptive“ Regierungsführung der Ära Deng Xiaoping.

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