yao19_PEDRO PARDOAFP via Getty Images_china real estate PEDRO PARDO/AFP via Getty Images

Ist das chinesische Wunder vorbei?

PEKING – Chinas Wirtschaftsleistung präsentierte sich im vergangenen Jahr so enttäuschend, dass manche Beobachter die Ansicht vertreten, das Wachstum hätte seinen Zenit bereits erreicht und von nun an gehe es bergab. Es ist jedoch viel zu früh, Chinas wirtschaftliche Resilienz abzuschreiben.

Die Aufhebung der drakonischen „Null-Covid-“Beschränkungen zu Jahresbeginn 2023 schürte im Land eine Art Euphorie, die sich in einem drastisch steigenden Verbrauch niederschlug. Doch schon bald verdüsterte sich die Stimmung. Das zweite Quartal brachte rückläufige Exporte, stagnierende Einzelhandelsumsätze, schrumpfende Unternehmensgewinne, Ausgabenkürzungen der Lokalregierungen und einen schwächelnden Immobiliensektor. Das Geschäftsklima in China trübte sich dramatisch ein und ausländische Unternehmen wurden verschreckt. Im November verzeichnete China erstmals ein Quartalsdefizit im Bereich ausländischer Direktinvestitionen.

Dennoch wird Chinas Wirtschaft in diesem Jahr wahrscheinlich um mindestens 5 Prozent wachsen - ein im internationalen Vergleich respektabler Wert. Noch bedeutsamer ist, dass Chinas Wirtschaft immer noch über jede Menge Treibstoff im Tank verfügt. Dank einer rekordverdächtigen Sparquote stehen dem Land immer noch reichlich günstige Finanzmittel für Investitionen und Innovationen zur Verfügung.

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