LONDON – Führende Persönlichkeiten aus Medizin, Wirtschaft, Politik und der Zivilgesellschaft haben sich in dieser Woche gemeinsam für sofortige, koordinierte Maßnahmen schon in den nächsten Tagen ausgesprochen, um die zu Bekämpfung der COVID-19-Krise benötigten Mittel zu mobilisieren, zu verhindern, dass die derzeitige Gesundheitskatastrophe sich zu einer der schlimmsten in der Geschichte ausweitet, und eine weltweite Depression abzuwenden. Wie ein offener Brief an die weltweiten Staats- und Regierungschefs konstatiert, gibt es derzeit viele unnötige Todesfälle, werden andere Gesundheitsprobleme ignoriert und die Wirtschaft ganzer Länder verheert, weil wir bei der Bekämpfung von COVID-19 derart hinterherhinken.
Während der globalen Finanzkrise von 2008 arbeiteten die Staats- und Regierungschefs der G20 zusammen, um die globale Reaktion zu koordinieren. Und bei anderen Notfällen der Vergangenheit – wie Tsunamis, Bürgerkriegen oder Epidemien – beriefen Koalitionen von Ländern Geberkonferenzen ein, um die notwendigen Mittel aufzubringen. Heute brauchen wir beides: eine G20-Arbeitsgruppe zur Koordinierung der internationalen Unterstützung und eine Geberkonferenz, um diese Unterstützung wirksam werden zu lassen.
Vor einem Jahrzehnt ließ sich die unmittelbare Wirtschaftskrise überwinden, nachdem der Unterkapitalisierung des Bankensystems begegnet wurde. Diesmal wird die Wirtschaftskrise solange nicht enden, bis der gesundheitliche Notstand bewältigt ist, und dieser lässt sich nicht beenden, indem man die Krankheit in einem Land allein bekämpft. Er kann erst enden, wenn alle Länder sich von COVID-19 erholen und es daran gehindert wird, regelmäßig wieder aufzutreten.
Alle Gesundheitssysteme und Gesellschaften – selbst die am höchsten entwickelten und reichsten – ächzen unter der durch das Coronavirus hervorgerufenen Belastung. Doch wenn wir nichts tun, während es sich in den afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Städten und Gemeinden ausbreitet – die kaum Testgerät und instabile Gesundheitssysteme haben und in denen sich ein Social Distancing nicht umsetzen lässt –, wird es Verheerungen anrichten, sich hartnäckig halten und womöglich zwangsläufig weitere Ausbrüche befeuern.
Der einzige Weg, um die Krise möglichst schnell zu beenden, besteht darin, zu tun, was wir jahrelang versäumt haben: die Gesundheits-, Wissenschafts- und Wirtschaftsorganisationen, die zwischen uns und einer globalen Katastrophe stehen, mit dem nötigen Geld auszustatten. Die Staats- und Regierungschefs der Welt sollten sich sofort auf eine erste Zusage von acht Milliarden Dollar einigen: eine Milliarde für die Weltgesundheitsorganisation und den Rest, um die Bemühungen der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations zur Koordinierung der Entwicklung, Herstellung und Verbreitung wirksamer Diagnoseverfahren, Medikamente und Impfstoffe zu unterstützen. Dieses Geld, auf das alle Länder einen gerechten Zugriff erhalten müssen, ist lebenswichtig, wenn wir diese Pandemie beenden und künftige Tragödien verhindern wollen.
Zudem muss Geld zur Verfügung gestellt werden, um den weltweiten Bedarf an Beatmungsgeräten und persönlicher Schutzausrüstung zu decken. Statt dass jedes Land, jedes Bundesland und jede Provinz sich um einen Anteil der Produktion aus den bestehenden Kapazitäten balgt – mit all dem kostentreibenden Wettbewerb, der damit einhergeht –, sollten wir die Kapazitäten enorm ausbauen, indem wir die weltweite Produktion und Beschaffung dieser medizinischen Versorgungsgüter koordinieren. Und falls ein Impfstoff verfügbar wird, müssen ausreichende Mittel zugewiesen werden, um diesen durch bestehende Organisationen wie die Impfallianz Gavi den ärmsten Ländern zukommen zu lassen.
At a time of escalating global turmoil, there is an urgent need for incisive, informed analysis of the issues and questions driving the news – just what PS has always provided.
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Selbst bei Ansatz der optimistischsten Schätzungen des Imperial College, London wird es in Asien 900.000 und in Afrika 300.000 Tote geben. Den Entwicklungsländern fehlt es nicht nur an modernen Gesundheitssystemen; sie haben auch völlig unzureichende soziale Netze. Es sind mindestens 35 Milliarden Dollar erforderlich, um ihnen lebenswichtige medizinische Versorgungsgüter zur Verfügung zu stellen, Mitarbeiter einzustellen und die nationale Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Und doch haben trotz der drohenden Gefahr laut der WHO fast 30% aller Länder keine nationalen Pläne zur Vorbereitung und Reaktion auf COVID-19, und nur die Hälfte verfügt über ein nationales Infektionsverhütungs- und -kontrollprogramm. Vielen fehlt es in ihren Gesundheitseinrichtungen an angemessenen Trinkwasser-, Abwasser- und Hygienestandards. Und während die reicheren Länder nur über schätzungsweise ein Siebtel der erforderlichen Intensivbetten verfügen, sind es in den armen Ländern noch viel, viel weniger, und manche haben überhaupt keine.
Die nationalen Regierungen versuchen außerdem, die Talfahrt ihrer Volkswirtschaften aufzuhalten. Doch um zu verhindern, dass sich eine Liquiditätskrise in eine Solvenzkrise und die heutige globale Rezession in die Depression von morgen verwandeln, bedarf es dringend besser koordinierter fiskal-, geld- und handelspolitischer Maßnahmen.
Die derzeit in einigen Ländern umgesetzten fiskalischen Konjunkturpakete wären deutlich wirksamer, wenn sich alle dazu fähigen Länderbeteiligen würden. Doch um eine Massenarbeitslosigkeit zu verhindern (die bereits in furchterregendem Ausmaß eingesetzt hat), ist es außerdem lebenswichtig, dass die Banken angesichts der staatlichen Kreditbürgschaften rasch die Finanzunterstützung bereitstellen, die die Unternehmen und ihre Beschäftigten brauchen.
Die ärmsten Länder bedürfen besonderer wirtschaftlicher Unterstützung. Die internationale Gemeinschaft sollte den Anfang mit einem Verzicht auf Tilgungszahlungen aus den Entwicklungsländern machen, darunter fälligen 44 Milliarden aus Afrika. In Wahrheit freilich sind mindestens 150 Milliarden Dollar an neuem Geld erforderlich. um die sich entwickelnden Volkswirtschaften zu schützen.
Die Weltbank hat noch Spielraum, um die Unterstützung dieser Länder auszuweiten und trotzdem ihre Darlehensobergrenze einzuhalten. Aber das wird nicht reichen. Während der großen Rezession stiegen die Ausgaben der Weltbank 2009 von 16 Milliarden auf 46 Milliarden Dollar. Eine ähnliche Ausweitung verfügbarer Ressourcen sollte jetzt garantiert werden. Der Internationale Währungsfonds hat erklärt, dass er alle seine verfügbaren Mittel mobilisieren werde. Der IWF sollte rund 500-600 Milliarden Dollar in Sonderziehungsrechten zuweisen.
Es bleibt nicht viel Zeit. Im Idealfall sollte all dies in dieser Woche vereinbart und angekündigt und dann vom Entwicklungskomitee des IWF und der Weltbank auf dessen Sitzung am 17.-19. April formell bestätigt werden. Dies könnte sich als praktikabelste der Welt zur Verfügung stehende Ausstiegsstrategie erweisen. Der Preis mag hoch erscheinen, doch die Folgen, die es haben könnte, ihn nicht zu zahlen, könnten katastrophal sein.
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Less than two months into his second presidency, Donald Trump has imposed sweeping tariffs on America’s three largest trading partners, with much more to come. This strategy not only lacks any credible theoretical foundations; it is putting the US on a path toward irrevocable economic and geopolitical decline.
Today's profound global uncertainty is not some accident of history or consequence of values-free technologies. Rather, it reflects the will of rival great powers that continue to ignore the seminal economic and social changes underway in other parts of the world.
explains how Malaysia and other middle powers are navigating increasingly uncertain geopolitical terrain.
LONDON – Führende Persönlichkeiten aus Medizin, Wirtschaft, Politik und der Zivilgesellschaft haben sich in dieser Woche gemeinsam für sofortige, koordinierte Maßnahmen schon in den nächsten Tagen ausgesprochen, um die zu Bekämpfung der COVID-19-Krise benötigten Mittel zu mobilisieren, zu verhindern, dass die derzeitige Gesundheitskatastrophe sich zu einer der schlimmsten in der Geschichte ausweitet, und eine weltweite Depression abzuwenden. Wie ein offener Brief an die weltweiten Staats- und Regierungschefs konstatiert, gibt es derzeit viele unnötige Todesfälle, werden andere Gesundheitsprobleme ignoriert und die Wirtschaft ganzer Länder verheert, weil wir bei der Bekämpfung von COVID-19 derart hinterherhinken.
Während der globalen Finanzkrise von 2008 arbeiteten die Staats- und Regierungschefs der G20 zusammen, um die globale Reaktion zu koordinieren. Und bei anderen Notfällen der Vergangenheit – wie Tsunamis, Bürgerkriegen oder Epidemien – beriefen Koalitionen von Ländern Geberkonferenzen ein, um die notwendigen Mittel aufzubringen. Heute brauchen wir beides: eine G20-Arbeitsgruppe zur Koordinierung der internationalen Unterstützung und eine Geberkonferenz, um diese Unterstützung wirksam werden zu lassen.
Vor einem Jahrzehnt ließ sich die unmittelbare Wirtschaftskrise überwinden, nachdem der Unterkapitalisierung des Bankensystems begegnet wurde. Diesmal wird die Wirtschaftskrise solange nicht enden, bis der gesundheitliche Notstand bewältigt ist, und dieser lässt sich nicht beenden, indem man die Krankheit in einem Land allein bekämpft. Er kann erst enden, wenn alle Länder sich von COVID-19 erholen und es daran gehindert wird, regelmäßig wieder aufzutreten.
Alle Gesundheitssysteme und Gesellschaften – selbst die am höchsten entwickelten und reichsten – ächzen unter der durch das Coronavirus hervorgerufenen Belastung. Doch wenn wir nichts tun, während es sich in den afrikanischen, asiatischen und lateinamerikanischen Städten und Gemeinden ausbreitet – die kaum Testgerät und instabile Gesundheitssysteme haben und in denen sich ein Social Distancing nicht umsetzen lässt –, wird es Verheerungen anrichten, sich hartnäckig halten und womöglich zwangsläufig weitere Ausbrüche befeuern.
Der einzige Weg, um die Krise möglichst schnell zu beenden, besteht darin, zu tun, was wir jahrelang versäumt haben: die Gesundheits-, Wissenschafts- und Wirtschaftsorganisationen, die zwischen uns und einer globalen Katastrophe stehen, mit dem nötigen Geld auszustatten. Die Staats- und Regierungschefs der Welt sollten sich sofort auf eine erste Zusage von acht Milliarden Dollar einigen: eine Milliarde für die Weltgesundheitsorganisation und den Rest, um die Bemühungen der Coalition for Epidemic Preparedness Innovations zur Koordinierung der Entwicklung, Herstellung und Verbreitung wirksamer Diagnoseverfahren, Medikamente und Impfstoffe zu unterstützen. Dieses Geld, auf das alle Länder einen gerechten Zugriff erhalten müssen, ist lebenswichtig, wenn wir diese Pandemie beenden und künftige Tragödien verhindern wollen.
Zudem muss Geld zur Verfügung gestellt werden, um den weltweiten Bedarf an Beatmungsgeräten und persönlicher Schutzausrüstung zu decken. Statt dass jedes Land, jedes Bundesland und jede Provinz sich um einen Anteil der Produktion aus den bestehenden Kapazitäten balgt – mit all dem kostentreibenden Wettbewerb, der damit einhergeht –, sollten wir die Kapazitäten enorm ausbauen, indem wir die weltweite Produktion und Beschaffung dieser medizinischen Versorgungsgüter koordinieren. Und falls ein Impfstoff verfügbar wird, müssen ausreichende Mittel zugewiesen werden, um diesen durch bestehende Organisationen wie die Impfallianz Gavi den ärmsten Ländern zukommen zu lassen.
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Und doch haben trotz der drohenden Gefahr laut der WHO fast 30% aller Länder keine nationalen Pläne zur Vorbereitung und Reaktion auf COVID-19, und nur die Hälfte verfügt über ein nationales Infektionsverhütungs- und -kontrollprogramm. Vielen fehlt es in ihren Gesundheitseinrichtungen an angemessenen Trinkwasser-, Abwasser- und Hygienestandards. Und während die reicheren Länder nur über schätzungsweise ein Siebtel der erforderlichen Intensivbetten verfügen, sind es in den armen Ländern noch viel, viel weniger, und manche haben überhaupt keine.
Die nationalen Regierungen versuchen außerdem, die Talfahrt ihrer Volkswirtschaften aufzuhalten. Doch um zu verhindern, dass sich eine Liquiditätskrise in eine Solvenzkrise und die heutige globale Rezession in die Depression von morgen verwandeln, bedarf es dringend besser koordinierter fiskal-, geld- und handelspolitischer Maßnahmen.
Die derzeit in einigen Ländern umgesetzten fiskalischen Konjunkturpakete wären deutlich wirksamer, wenn sich alle dazu fähigen Länderbeteiligen würden. Doch um eine Massenarbeitslosigkeit zu verhindern (die bereits in furchterregendem Ausmaß eingesetzt hat), ist es außerdem lebenswichtig, dass die Banken angesichts der staatlichen Kreditbürgschaften rasch die Finanzunterstützung bereitstellen, die die Unternehmen und ihre Beschäftigten brauchen.
Die ärmsten Länder bedürfen besonderer wirtschaftlicher Unterstützung. Die internationale Gemeinschaft sollte den Anfang mit einem Verzicht auf Tilgungszahlungen aus den Entwicklungsländern machen, darunter fälligen 44 Milliarden aus Afrika. In Wahrheit freilich sind mindestens 150 Milliarden Dollar an neuem Geld erforderlich. um die sich entwickelnden Volkswirtschaften zu schützen.
Die Weltbank hat noch Spielraum, um die Unterstützung dieser Länder auszuweiten und trotzdem ihre Darlehensobergrenze einzuhalten. Aber das wird nicht reichen. Während der großen Rezession stiegen die Ausgaben der Weltbank 2009 von 16 Milliarden auf 46 Milliarden Dollar. Eine ähnliche Ausweitung verfügbarer Ressourcen sollte jetzt garantiert werden. Der Internationale Währungsfonds hat erklärt, dass er alle seine verfügbaren Mittel mobilisieren werde. Der IWF sollte rund 500-600 Milliarden Dollar in Sonderziehungsrechten zuweisen.
Es bleibt nicht viel Zeit. Im Idealfall sollte all dies in dieser Woche vereinbart und angekündigt und dann vom Entwicklungskomitee des IWF und der Weltbank auf dessen Sitzung am 17.-19. April formell bestätigt werden. Dies könnte sich als praktikabelste der Welt zur Verfügung stehende Ausstiegsstrategie erweisen. Der Preis mag hoch erscheinen, doch die Folgen, die es haben könnte, ihn nicht zu zahlen, könnten katastrophal sein.
Aus dem Englischen von Jan Doolan