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Die aktuellsten Opfer des IWF

NEU-DELHI – Das Verfahren zur Auswahl des nächsten Geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds muss sich ändern. Insbesondere muss die Tradition, einen Europäer für den Posten auszuwählen – die auf einem mit den USA bei Gründung der Einrichtung vor 75 Jahren geschlossenen unfairen und anachronistischen „Gentlemen’s Agreement“ beruht – aufgegeben werden. Noch wichtiger freilich ist es, den langjährigen Ansatz des IWF die Kreditvergabe betreffend zu ändern.

Der Fonds kann auf eine lange Geschichte geldpolitischer Fehler zurückblicken. Doch wie Christine Lagardes gerade zu Ende gegangene Amtszeit gezeigt hat, hat er kaum etwas daraus gelernt. Man betrachtete etwa den Fall Argentiniens. Mitte 2018 stimmte der IWF zu, dem Land eine dreijährige Kreditlinie im Volumen von fast 57 Milliarden Dollar mit weitgehend frühzeitiger Kreditausschüttung einzuräumen – die größte in der Geschichte des IWF. Dies geschah nach einer Serie verantwortungsloser Entscheidungen durch Präsident Mauricio Macri.

Eine derartige Entscheidung, die Macri kurz nach seinem Amtsantritt 2015 traf, war sein Abschluss einer Vereinbarung über eine vollständige Rückzahlung mit den vergleichsunwilligen Gläubigern, die im Gefolge des Zahlungsausfalls Argentiniens 2002 und der anschließenden Umstrukturierung noch immer vor US-Gerichten klagten. Eine andere war Macris anschließende Kreditorgie, die 2017 zu einem Anschwellen der – überwiegend auf Dollar lautenden – Staatsverschuldung um mehr als ein Drittel auf 321 Milliarden Dollar führte.

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