goldman4_FRANCOIS LO PRESTIAFP via Getty Images_covid vaccine manufacture Francois Lo Presti/AFP via Getty Images

Die Überwindung von Europas Impfstoffchaos

BRÜSSEL – COVID-19 hat europaweit enormes Leid verursacht, und die langsame Einführung von Impfstoffen durch die Europäische Union droht, dieses noch zu verlängern. Wenn die Politik in der Region nicht bald entschiedene Maßnahmen ergreift, könnte die Pandemie der EU selbst irreversiblen Schaden zufügen.

Als das Coronavirus die Region 2020 traf, waren die EU-Mitgliedstaaten nicht in der Lage, eine Einigung über den Impfstoffeinsatz zu erreichen – ihre wichtigste Verteidigungslinie gegen das Virus. Die nationalen Regierungen betrauten die Europäische Kommission mit der Impfstoffbeschaffung, aber versäumten es dann, ihre Produktions- und Verteilungsstrategien aufeinander abzustimmen oder einen Konsens darüber zu erzielen, welche Gruppen als Erste geimpft werden sollten. In jüngerer Zeit setzten 13 europäische Länder den Einsatz des Oxford-AstraZeneca-Impfstoffs aus, nachdem einige Impflinge eine atypische Venenthrombose entwickelten.

Die anschließende Stellungnahme der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), dass der Oxford-AstraZeneca-Impfstoff „sicher und wirksam“ sei, überzeugte niemanden. Während mehrere EU-Länder die Nutzung des Impfstoffs fortgesetzt oder wieder aufgenommen haben, wird er in Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden weiterhin nicht eingesetzt, während Frankreich seine Verwendung auf Empfänger über 55 Jahren beschränkt hat. Diese fortgesetzten Unterschiede sorgen innerhalb der Bevölkerungen für zunehmendes Misstrauen nicht nur gegenüber dem Oxford-AstraZeneca-Impfstoff, sondern gegenüber der kompletten COVID-19-Impfkampagne.

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