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Pay-As-You-Go für die afrikanische Entwicklung

LOMÉ – Der Aufstieg digitaler Pay-As-You-Go (PAYGo)-Dienstleistungen in Afrika ist ein Grund zum Feiern: Die PAYGo-Geschäftsmodelle ermöglichen es den gering verdienenden Bevölkerungsgruppen in der Stadt und auf dem Land, Waren und Dienstleistungen zu erwerben, die sie nicht nur zum Überleben (Nahrung, Wasser und Unterkunft), sondern auch zum guten Leben brauchen (Ausbildung, Gesundheitspflege und Einkommenshilfen). So verbessern sie die Lebensqualität der Menschen erheblich. In der Tat können PAYGo-Modelle, wenn sie genug unterstützt werden, die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen revolutionieren und damit eine inklusive Entwicklung fördern.

Digitale PAYGo-Modelle nutzen die Kommunikation zwischen Maschinen und Sensortechnologien, um es den Unternehmen zu ermöglichen, das Nutzerverhalten zu protokollieren, Geräte zu sperren oder zu entsperren und aus der Entfernung auf relevante Daten zuzugreifen. Gemeinsam mit flexiblen Preismechanismen können Unternehmen auf diese Weise auch Konsumenten mit begrenzten Mitteln und wechselndem Verdienst Waren und Dienstleistungen anbieten, was zu einer sofortigen Verbesserung des Lebensstandards führt.

Da PAYGo-Modelle auch die Vorlaufkosten für landwirtschaftliche Maschinen, Mühlen oder Bewässerungssysteme senken, können Landwirte so ihre Produktivität und damit auch ihr Einkommen steigern. In diesem Bereich hat das nigerianische Start-Up Hello Tractor gemeinsam mit dem weltweiten Landmaschinenhersteller John Deere ein Programm entwickelt, das Kleinbauern in Nigeria, Kenia und Mosambik einen sofortigen Zugang zu den Produkten des Unternehmens gewährt.

Darüber hinaus tragen PAYGo-Modelle dazu bei, die Versorgung mit öffentlichen Gütern zu verbessern. In Afrika, einem Kontinent mit genug Sonnenschein, gibt es so genannte Versorger der nächsten Generation, die von sinkenden Kosten für Solarbatterien profitieren und den Dorfgemeinschaften, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind oder ohne verlässliche Energieversorgung leben, auf PAYGo-Basis Heimsolarsysteme anbieten können. Einer von ihnen ist BBOXX, der in zwölf Ländern aktiv ist, darunter auch in Togo und Ruanda.

BBOXX setzt sein PAYGo-Modell auch dafür ein, Einzelpersonen, Haushalte, Gemeinschaften sowie kleine und mittlere Unternehmen mit Geräten wie sauberen Kochstellen, elektrischen Mühlen oder solarbetriebenen Bewässerungssystemen auszurüsten, mit denen Einkommensmöglichkeiten geschaffen werden. Das Dorf Sikpé Afidégnon in Togo ist ein gutes Beispiel dafür, wie dies in der Praxis funktioniert, da BBOXXs Partnerschaft mit EDF Energy das gesamte Dorf mit PAYGo-Solarstrom versorgt.

In ganz Afrika sorgen PAYGo-Ansätze für die Bereitstellung öffentlicher Güter und Konsumprodukte – wie Straßenbeleuchtung, Online-Lernzentren, Radios, Fernseher und Ventilatoren. In der Tat ist die Verwendung digitaler PAYGo-Unternehmensmodelle im Zuge der immer weiteren Verbreitung des Mobilfunks in Afrika – in Togo 82,6% – und der Verbesserung mobiler Zahlungsmöglichkeiten leichter geworden als jemals zuvor. Und die Nutzung des PAYGo-Potenzials steht dabei erst am Anfang.

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Solche Lösungen können auch eine wichtige Rolle bei der Förderung finanzieller Inklusion spielen, da die Daten, die durch Mikrotransaktionen und Nutzertrends erzeugt werden, auch solchen Kunden eine Kredithistorie verschaffen können, die sonst Schwierigkeiten hätten, eine zu bekommen. Eine solche Historie verbessert nicht nur ihren Zugang zu Finanzdienstleistungen wie Krediten oder Mikrokrediten, sondern kann ihnen auch dabei helfen, eine Kranken- oder Lebensversicherung zu bekommen.

All dies trägt massiv dazu bei, das allgemeine Wohlergehen zu verbessern, die Produktivität zu steigern und inklusives Wachstum zu fördern. Aber um aus diesen Möglichkeiten das Beste zu machen, reicht es nicht, dass der private Sektor weiter in PAYGo-Lösungen investiert, sondern auch der öffentliche Sektor muss beteiligt werden. Immerhin gehört es zu den wichtigsten Pflichten der Regierung, zu gewährleisten, dass die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden und sie die Gelegenheit haben, zu Wohlstand zu kommen.

Zunächst einmal müssen die Regierungen Subventionen bereitstellen, die die Anschlussgebühren für Kunden mit geringen Einkommen noch günstiger machen. Dies kann durch öffentlich-private Partnerschaften wie jene mit BBOXX erreicht werden, die die Kosten für PAYGo-Heimsolarsysteme senken. Ein Vorreiter in dieser Hinsicht ist Togo mir dem Programm „chèque solaire CIZO“, das Kunden gezielt subventioniert und ihnen einen erschwinglichen Zugang zu hochqualitativen Heimsolarsystemen ermöglicht. Dazu tragen auch die Kundendaten bei, die durch PAYGo-Methoden erhoben werden. Außerdem müssen die Regierungen Anreize für Unternehmen schaffen, die ihnen helfen, PAYGo-Lösungen großflächig für ländliche und städtische Gemeinschaften anbieten und in PAYGo-Wertschöpfungsketten investieren zu können.

Um diese Modelle noch weiter zu fördern, wird Togo bald eine vereinheitlichte quelloffene Plattform ins Leben rufen, die Kunden mit den Anbietern von PAYGo-Waren und Dienstleistungen in Verbindung bringt. Diese Plattform soll jedem Privatunternehmen, das der Landbevölkerung Waren oder Dienstleistungen zur Verfügung stellen möchte, die Möglichkeit zur Fernsteuerung von Geräten geben. Außerdem soll sie zentralen Zugriff auf Kundendaten und den Zugang zu einem sicheren Mobilzahlungssystem gewährleisten. Die Kunden wiederum profitieren nicht nur vom leichteren Zugang zu PAYGo-Waren, auch ihre Nutzertrends werden verlässlich und sicher gesammelt. Damit können sie dringend benötigte Kredithistorien aufbauen und ihre finanzielle Inklusion verbessern.

Bemühungen, die Lebensqualität zu verbessern, haben häufig ihren Preis. Ländliche Haushalte mit geringem Einkommen können es sich nicht leisten, in produktivitätssteigernde Güter zu investieren, und die Regierungen haben nicht genug Geld, um solche Güter bereitzustellen. Innovative PAYGo-Geschäftsmodelle können diese Hindernisse überwinden. Bei der Bemühung um inklusive wirtschaftliche Entwicklung können sie tatsächlich einen Paradigmenwechsel darstellen. Also müssen sie von uns, den afrikanischen Politikern, unterstützt werden.

Aus dem Englischen von Harald Eckhoff

https://prosyn.org/oNBJ6Ezde