Students of the University of Lyon use laptops to take notes in a classroom JEFF PACHOUD/AFP/Getty Images

Wann kommt der technologiebedingte Umbruch in der höheren Bildung?

CAMBRIDGE – Zu Beginn des Internet-Zeitalters in den frühen 1990er Jahren schien eine Explosion akademischer Produktivität in Reichweite. Doch es kam nichts. Stattdessen entwickeln sich die Lehrmethoden an Hochschulen und Universitäten – wo man sich rühmt, massenhaft kreative Ideen zur Modernisierung der Gesellschaft hervorzubringen - weiterhin im Schneckentempo.

Freilich haben PowerPoint-Präsentationen die Wandtafel abgelöst, „offene Online-Vorlesungen” verzeichnen oftmals mehr als 100.000 Anmeldungen (obwohl die Zahl der wirklich engagierten Studierenden tendenziell weit geringer ist) und in so genannten „Flipped Classrooms“ treten aufgezeichnete Unterrichtseinheiten an die Stelle von Hausaufgaben, während die Zeit im Klassenzimmer mit der Diskussion dieser Hausaufgaben verbracht wird. Doch angesichts der zentralen Rolle der Bildung bei der Steigerung der Produktivität stellt sich die Frage, ob sich die Bemühungen zur Wiederbelebung der sklerotischen westlichen Ökonomien nicht auf die Neuerfindung der höheren Bildung konzentrieren sollten.

Man kann verstehen, warum sich der Wandel in der Grund- und Sekundarstufe, wo man mit massiven sozialen und politischen Hindernissen zu kämpfen hat, so langsam vollzieht. Aber Hochschulen und Universitäten verfügen über viel umfangreichere Möglichkeiten für Experimente; tatsächlich ist das in vielerlei Hinsicht ihr Daseinszweck.

https://prosyn.org/CAMGjO5de