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Die transatlantische Kontinentalverschiebung

DENVER – Vor hunderten Millionen von Jahren brachen die Kontinentalplatten der Erde auseinander und begannen sich zu verschieben. Es ist jedoch jedem Menschen, der europäische Hauptstädte besucht oder die Ereignisse in Präsident Donald Trumps Washington verfolgt, nachzusehen, wenn er glaubt, dass sich gerade wieder eine weitere tektonische Drift ereignet.

Freilich ist transatlantisches Misstrauen kein neues Phänomen. Im Vorfeld des Irak-Krieges im Jahr 2003 löste der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld eine Kontroverse aus, als er eine Grenze zwischen dem „alten“ und dem „neuen Europa“ zog, wobei Letzteres aus den ehemaligen kommunistischen Staaten bestand, die den USA mit mehr Begeisterung in den Krieg folgten. In den Augen vieler Europäer war es Rumsfelds Ziel, in Europa Zwietracht zu säen.  

Mittlerweile muss Europa mit einem anderen schwierigen Amerikaner namens Donald fertig werden. Die Trump-Administration verfolgt gegenüber Europa einen zunehmend aggressiven Ansatz. Die Europäische Union wird als strategische Konkurrentin gesehen und es kommen Zweifel im Hinblick auf Amerikas langfristiges Engagement im Bereich europäischer Sicherheit auf. Im Einklang mit der Trumpschen Weltsicht betrachten die USA Europa mittlerweile als Schnorrer, der die amerikanische Großzügigkeit ausnützt.  

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