me too protest MARK RALSTON/AFP/Getty Images

Das #MeToo-Problem der Medien

LONDON – Die Journalistik-Studiengänge mögen von Frauen dominiert sein, doch werden die weltweiten Medien noch immer von Männern beherrscht, die die Mehrzahl der Managementpositionen innehaben, mehr Nachrichtenmeldungen produzieren und häufiger als Experten präsentiert werden. Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich in den Inhalten wider, die die Nachrichtenredaktionen produzieren; die Zahl der geschriebenen Wörter und ausgestrahlten Sekunden, die Berichten über Frauen gewidmet sind, ist deutlich geringer. Es spiegelt sich zudem in der Branchenkultur wieder, die Frauen einer erhöhten Gefahr von sexuellen Belästigungen und Missbrauch aussetzt.

Angesichts der Wichtigkeit des Aufbaus von Beziehungen in den Medien – gar nicht zu reden von dem Bedürfnis nach Verbundenheit zwischen Journalisten, die in einem schwierigen Umfeld über extreme oder erschütternde Ereignisse berichten – bilden sich zwischen Kollegen und Mitarbeitern leicht enge persönliche Bindungen. Ein Problem ergibt sich, wenn diese Beziehungen scheitern oder, schlimmer, wenn sie nicht einvernehmlich sind oder auf Zwang beruhen, etwa wenn Vorgesetzte sexuelle Beziehungen zu Untergebenen verfolgen.

Natürlich kann es von Land zu Land erhebliche Unterschiede dabei geben, was als ausbeuterisches oder unangemessenes Verhalten betrachtet wird. Doch berichteten laut einer Untersuchung des International News Safety Institute (INSI) und der International Women’s Media Foundation (IWMF) aus dem Jahr 2014 weltweit fast die Hälfte aller Journalistinnen von sexueller Belästigung im Zusammenhang mit ihrer Arbeit. Zwei Drittel berichteten über „Einschüchterung, Drohungen oder Missbrauch“, denen sie zumeist durch Chefs, Vorgesetzte oder Kollegen ausgesetzt seien.

https://prosyn.org/5yuDlQVde