andrews8_PATRICK BAZAFP via Getty Images_lebanonexplosion Patrick Baz/AFP via Getty Images

Kann der Libanon von den Ruinen auferstehen?

WINCHESTER, GB – Haram Lubnan, armer Libanon. Als wären über eine Million Flüchtlinge aus dem benachbarten Syrien, eine Wirtschaft im freien Fall und die COVID-19-Pandemie nicht genug, starben nun bei der katastrophalen Zerstörung des Hafens von Beirut über 150 Menschen. Mehr als 6.000 wurden verletzt, und etwa 300.000 – 5% der Bevölkerung – obdachlos. Wie kann diese Leidensgeschichte eines Landes, dessen Hauptstadt einst das Paris des Nahen Ostens genannt wurde, beendet werden?

Leider ist der damalige Ruhm schon lang verblasst. Zerstört wurde er durch Korruption, regionales Chaos und den Bürgerkrieg von 1975-1990. Nach der Explosion im Hafen verhängte die unglückselige Regierung den Ausnahmezustand, um sich dann Demonstranten gegenüber zu sehen, die das riefen, was vor fast einem Jahrzehnt den Arabischen Frühling ausgelöst hatte: Al-sha’b yurid isqat al-nizam – „die Menschen wollen das Regime stürzen“.

Obwohl die Regierung nun zurückgetreten ist, wird die Wut der Bürger wohl weiter wachsen: Am 18. August wird das Sondertribunal für den Libanon in Den Haag sein Urteil über die Ermordung des Ministerpräsidenten Rafic Hariri im Jahr 2005 fällen. Vier Mitglieder der Hisbollah, der schiitischen Miliz und politischen Partei, die vom Iran und Syrien unterstützt wird, werden für die Bombardierung von Hariris Autokolonne in Abwesenheit verurteilt. Zunächst war der Urteilstermin auf den 7. August festgesetzt worden, wurde dann aber „aus Respekt für die zahllosen Opfer der furchtbaren Explosion“ in Beirut drei Tage zuvor auf das aktuelle Datum verschoben.

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