WASHINGTON, DC – Wenn sich die Politiker der Welt in dieser Woche in Paris zur Klimawandelkonferenz der Vereinten Nationen treffen, besteht ihre Aufgabe darin, eine globale Übereinkunft zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu erreichen. Ein erfolgreiches Ergebnis, das zeigt, dass Länder zum Wohle des Planeten zusammenarbeiten können, könnte eine machtvolle Botschaft der Hoffnung um die Welt senden – und zu den Menschen von Paris, die nach den jüngsten Terroranschlägen immer noch ungebeugt sind.
Klimaversprechen werden auf der Grundlage „beabsichtigter national bestimmter Beiträge“ (INDC) oder Verpflichtungen zur Reduzierung der weltweiten Emissionen gegeben. Ich glaube, dass im Mittelpunkt dieser Verspechen der Preis der Emissionen stehen sollte.
Ein Rückgang der Treibhausgasemissionen zu den geringstmöglichen Kosten erfordert eine Revolution bei der Verwendung und Erzeugung von Energie. Durch schrittweise, vorhersehbare und verlässliche Erhöhungen der Energiepreise würden für die Konsumenten starke Anreize geschaffen, ihren Verbrauch zu senken. Gleichzeitig könnte die richtige Steuerung des Kohlenstoffpreises eine sanfte Abkehr von den fossilen Energien und höhere Investitionen in technische Innovationen ermöglichen.
Dies ist der Grund, warum Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds zum Umgang mit den fossilen Brennstoffen eine dreiteilige Strategie empfohlen haben: „Richtige Preisgestaltung, kluge Besteuerung und rasches Handeln.“ Alle drei Komponenten sind von entscheidender Bedeutung.
Erstens beinhaltet die richtige Preisgestaltung für fossile Brennstoffe, dass ihre tatsächlichen Umweltkosten berücksichtigt werden. Die Preise sollten den Endverbrauchern nicht nur die Kosten von Erzeugung und Anschaffung auferlegen, sondern auch diejenigen des Schadens, der durch zu hohen Verbrauch entsteht – wie Luftverschmutzung und Klimawandel. Durch einen faireren Kohlenstoffpreis werden Energiesparmaßnahmen gefördert und die Nachfrage nach saubereren Energiequellen und „grüneren“ Investitionen gestärkt.
Zweitens könnten die notwendigen Preisänderungen durch Energiesteuern erreicht werden – anhand von effizienten und praktischen Maßnahmen. Die beste Möglichkeit ist, die bestehenden Treibstoffsteuern durch eine Kohlenstoffabgabe zu ergänzen, der auch Kohle, Erdgas und andere Ölprodukte unterliegen.
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Die Auswirkungen auf die staatlichen Einnahmen wären erheblich. Würden große Emittentenländer jede Tonne CO2 mit einer Kohlenstoffabgabe von 30 Dollar belegen, könnten sie damit Einnahmen in Höhe von etwa einem Prozent ihres BIP erzielen. Diese Einnahmen könnten dazu verwendet werden, die allgemeine Haushaltsbelastung durch Klimaschutzmaßnahmen zu lindern und die Senkung solcher Steuern auf Arbeit und Kapital zu finanzieren, die bislang die wirtschaftliche Aktivität verzerren und das Wachstum behindern. Ebenso könnten damit bei Bedarf Defizite reduziert werden.
Kurz gesagt, es geht bei der Kohlenstoffabgabe um „kluge“ Steuern und nicht um höhere Steuern. Kluge Steuern müssen schrittweise eingeführt werden, damit sich Haushalte und Unternehmen anpassen und neue Technologien Fahrt aufnehmen können. Besonders für die Entwicklungs- und Schwellenländer mit ihrem oft geringen Beitrag zu den weltweiten Emissionen ist eine schrittweise und maßgeschneiderte Anpassung wichtig. In vielen Fällen könnte Zeit benötigt werden, um zu gewährleisten, dass die sozialen Netze funktionieren, damit gering verdienende Haushalte geschützt und Umschulungsprogramme für Arbeiter in energieintensiven Industriezweigen angeboten werden. Mit diesem Ansatz könnte man auch die Finanzierung von Klimainvestitionen durch private Kapitalflüsse ermöglichen.
Drittens haben wir keine Zeit zu verlieren: Die Politiker müssen sofort handeln. Angesichts der derzeit niedrigen Energiepreise gab es für den Übergang zu kluger, verlässlicher und effektiver Preisfindung für Kohlenstoff noch nie einen besseren Zeitpunkt. Ebenso sollten die Länder nicht darauf warten, dass sich andere zuerst bewegen. Studien des IWF haben gezeigt, dass eine faire Abgabe auf Kohlenstoff im nationalen Interesse vieler Länder liegt, da sie zur Lösung großer Umweltprobleme im Inland beiträgt – sogar wenn die klimatischen Effekte auf andere Länder gar nicht berücksichtigt werden. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge verursacht die Luftverschmutzung im Außenbereich über drei Millionen frühzeitige Todesfälle im Jahr. Und um zu verhindern, dass später viel drastischere – und teurere – Maßnahmen nötig sind, müssen wir frühzeitig handeln.
Im Vorfeld des Pariser Gipfels haben bereits über 160 Länder Versprechen zur Emissionsminderung eingereicht. Wenn diese Länder ihre Verpflichtungserklärungen umsetzen, kann die vorhergesagte globale Erwärmung deutlich reduziert werden.
Die Herausforderung besteht nun darin, diesen Versprechen auch Taten folgen zu lassen. Deshalb brauchen wir einen gemeinsamen Anstoß zur Einpreisung der Folgen fossiler Emissionen. In Paris wird eine ausgewählte Gruppe von Vorreitern der Kohlenstoffpreisfindung zum Handeln drängen. Der Preisfindungsausschuss für Kohlenstoff unter der Leitung des IWF und der Weltbank wird das politische Momentum auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene weiter steigern.
Zusätzlich zu den Bemühungen des privaten Sektors brauchen wir auch das robuste Engagement der Finanzinstitutionen und -märkte. Hedging-Instrumente wie die so genannten Katastrophenanleihen können zu einer Absicherung gegen die immer stärkeren Gefahren durch Naturkatastrophen beitragen. Andere Finanzinstrumente wie „grüne“ Aktienindizes oder „grüne“ Anleihen können dabei helfen, Investitionen auf Sektoren zu lenken, die ökologisch nachhaltiges Wachstum unterstützen. Zur Lenkung der Anlageentscheidungen sind auch hier prognostizierbare und genügend hohe Kohlenstoffpreise erforderlich.
In der Stadt des Lichts steht in dieser Woche viel auf dem Spiel. Kürzlich hat Paris die Menschheit von ihrer schlimmsten Seite kennen gelernt. Der Klimagipfel ist eine Gelegenheit, sie von ihrer besten Seite zu zeigen.
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South Korea's latest political crisis is further evidence that the 1987 constitution has outlived its usefulness. To facilitate better governance and bolster policy stability, the country must establish a new political framework that includes stronger checks on the president and fosters genuine power-sharing.
argues that breaking the cycle of political crises will require some fundamental reforms.
Among the major issues that will dominate attention in the next 12 months are the future of multilateralism, the ongoing wars in Ukraine and the Middle East, and the threats to global stability posed by geopolitical rivalries and Donald Trump’s second presidency. Advances in artificial intelligence, if regulated effectively, offer a glimmer of hope.
asked PS contributors to identify the national and global trends to look out for in the coming year.
WASHINGTON, DC – Wenn sich die Politiker der Welt in dieser Woche in Paris zur Klimawandelkonferenz der Vereinten Nationen treffen, besteht ihre Aufgabe darin, eine globale Übereinkunft zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu erreichen. Ein erfolgreiches Ergebnis, das zeigt, dass Länder zum Wohle des Planeten zusammenarbeiten können, könnte eine machtvolle Botschaft der Hoffnung um die Welt senden – und zu den Menschen von Paris, die nach den jüngsten Terroranschlägen immer noch ungebeugt sind.
Klimaversprechen werden auf der Grundlage „beabsichtigter national bestimmter Beiträge“ (INDC) oder Verpflichtungen zur Reduzierung der weltweiten Emissionen gegeben. Ich glaube, dass im Mittelpunkt dieser Verspechen der Preis der Emissionen stehen sollte.
Ein Rückgang der Treibhausgasemissionen zu den geringstmöglichen Kosten erfordert eine Revolution bei der Verwendung und Erzeugung von Energie. Durch schrittweise, vorhersehbare und verlässliche Erhöhungen der Energiepreise würden für die Konsumenten starke Anreize geschaffen, ihren Verbrauch zu senken. Gleichzeitig könnte die richtige Steuerung des Kohlenstoffpreises eine sanfte Abkehr von den fossilen Energien und höhere Investitionen in technische Innovationen ermöglichen.
Dies ist der Grund, warum Mitarbeiter des Internationalen Währungsfonds zum Umgang mit den fossilen Brennstoffen eine dreiteilige Strategie empfohlen haben: „Richtige Preisgestaltung, kluge Besteuerung und rasches Handeln.“ Alle drei Komponenten sind von entscheidender Bedeutung.
Erstens beinhaltet die richtige Preisgestaltung für fossile Brennstoffe, dass ihre tatsächlichen Umweltkosten berücksichtigt werden. Die Preise sollten den Endverbrauchern nicht nur die Kosten von Erzeugung und Anschaffung auferlegen, sondern auch diejenigen des Schadens, der durch zu hohen Verbrauch entsteht – wie Luftverschmutzung und Klimawandel. Durch einen faireren Kohlenstoffpreis werden Energiesparmaßnahmen gefördert und die Nachfrage nach saubereren Energiequellen und „grüneren“ Investitionen gestärkt.
Zweitens könnten die notwendigen Preisänderungen durch Energiesteuern erreicht werden – anhand von effizienten und praktischen Maßnahmen. Die beste Möglichkeit ist, die bestehenden Treibstoffsteuern durch eine Kohlenstoffabgabe zu ergänzen, der auch Kohle, Erdgas und andere Ölprodukte unterliegen.
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Die Auswirkungen auf die staatlichen Einnahmen wären erheblich. Würden große Emittentenländer jede Tonne CO2 mit einer Kohlenstoffabgabe von 30 Dollar belegen, könnten sie damit Einnahmen in Höhe von etwa einem Prozent ihres BIP erzielen. Diese Einnahmen könnten dazu verwendet werden, die allgemeine Haushaltsbelastung durch Klimaschutzmaßnahmen zu lindern und die Senkung solcher Steuern auf Arbeit und Kapital zu finanzieren, die bislang die wirtschaftliche Aktivität verzerren und das Wachstum behindern. Ebenso könnten damit bei Bedarf Defizite reduziert werden.
Kurz gesagt, es geht bei der Kohlenstoffabgabe um „kluge“ Steuern und nicht um höhere Steuern. Kluge Steuern müssen schrittweise eingeführt werden, damit sich Haushalte und Unternehmen anpassen und neue Technologien Fahrt aufnehmen können. Besonders für die Entwicklungs- und Schwellenländer mit ihrem oft geringen Beitrag zu den weltweiten Emissionen ist eine schrittweise und maßgeschneiderte Anpassung wichtig. In vielen Fällen könnte Zeit benötigt werden, um zu gewährleisten, dass die sozialen Netze funktionieren, damit gering verdienende Haushalte geschützt und Umschulungsprogramme für Arbeiter in energieintensiven Industriezweigen angeboten werden. Mit diesem Ansatz könnte man auch die Finanzierung von Klimainvestitionen durch private Kapitalflüsse ermöglichen.
Drittens haben wir keine Zeit zu verlieren: Die Politiker müssen sofort handeln. Angesichts der derzeit niedrigen Energiepreise gab es für den Übergang zu kluger, verlässlicher und effektiver Preisfindung für Kohlenstoff noch nie einen besseren Zeitpunkt. Ebenso sollten die Länder nicht darauf warten, dass sich andere zuerst bewegen. Studien des IWF haben gezeigt, dass eine faire Abgabe auf Kohlenstoff im nationalen Interesse vieler Länder liegt, da sie zur Lösung großer Umweltprobleme im Inland beiträgt – sogar wenn die klimatischen Effekte auf andere Länder gar nicht berücksichtigt werden. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge verursacht die Luftverschmutzung im Außenbereich über drei Millionen frühzeitige Todesfälle im Jahr. Und um zu verhindern, dass später viel drastischere – und teurere – Maßnahmen nötig sind, müssen wir frühzeitig handeln.
Im Vorfeld des Pariser Gipfels haben bereits über 160 Länder Versprechen zur Emissionsminderung eingereicht. Wenn diese Länder ihre Verpflichtungserklärungen umsetzen, kann die vorhergesagte globale Erwärmung deutlich reduziert werden.
Die Herausforderung besteht nun darin, diesen Versprechen auch Taten folgen zu lassen. Deshalb brauchen wir einen gemeinsamen Anstoß zur Einpreisung der Folgen fossiler Emissionen. In Paris wird eine ausgewählte Gruppe von Vorreitern der Kohlenstoffpreisfindung zum Handeln drängen. Der Preisfindungsausschuss für Kohlenstoff unter der Leitung des IWF und der Weltbank wird das politische Momentum auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene weiter steigern.
Zusätzlich zu den Bemühungen des privaten Sektors brauchen wir auch das robuste Engagement der Finanzinstitutionen und -märkte. Hedging-Instrumente wie die so genannten Katastrophenanleihen können zu einer Absicherung gegen die immer stärkeren Gefahren durch Naturkatastrophen beitragen. Andere Finanzinstrumente wie „grüne“ Aktienindizes oder „grüne“ Anleihen können dabei helfen, Investitionen auf Sektoren zu lenken, die ökologisch nachhaltiges Wachstum unterstützen. Zur Lenkung der Anlageentscheidungen sind auch hier prognostizierbare und genügend hohe Kohlenstoffpreise erforderlich.
In der Stadt des Lichts steht in dieser Woche viel auf dem Spiel. Kürzlich hat Paris die Menschheit von ihrer schlimmsten Seite kennen gelernt. Der Klimagipfel ist eine Gelegenheit, sie von ihrer besten Seite zu zeigen.
Aus dem Englischen von Harald Eckhoff