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Droht Europa ein Energiewinter?

BARCELONA – Der Europäische Grüne Deal soll Europas Netto-Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null reduzieren, und zwar nicht zuletzt durch Dekarbonisierung des Energiesektors. Doch während Europa ein globaler Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel sein will, stellt sich die Frage, ob es sein Ziel erreichen kann und zu welchem Preis. Es ist eine enorme Aufgabe, und die Hindernisse dabei sind furchteinflößend.

Die COVID-19-Krise hat das Maß der Veränderungen aufgezeigt, die erforderlich sind, um den Kohlenstoffeinsatz massiv zu verringern. Verbraucher und Politiker möchten eine derartige Erschütterung vermeiden, indem sie allmählich für eine stabile Versorgung mit preiswerter grüner Energie sorgen. Eine sinnvolle Politik und technologische Fortschritte werden dieses Ziel in Reichweite bringen, doch für den Moment gibt es Zielkonflikte.

Weil Kohlenstoff ausreichend besteuert werden muss, um den durch ihn bedingten negativen Außeneffekten auf das Klima Rechnung zu tragen, muss der Preis für CO2-Emissionen steigen. Das macht Strom teurer. Dies ist zusammen mit steigenden Erdgaspreisen der Grund, warum die Europäer den jüngsten steilen Anstieg der Strompreise auf dem Großhandelsmarkt erlebt haben. Die politischen Folgen dieser Entwicklung lassen sich anhand der Revolte der gilets jaunes (Gelbwesten) 2018-19 in Frankreich erahnen, die eine Reaktion auf eine nur mäßige Erhöhung der Kraftstoffsteuern war.

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