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Von der Großen Mäßigung zur Großen Stagflation

NEW YORK – Die Weltwirtschaft durchläuft derzeit einen radikalen Systemwandel. Die jahrzehntelange „Große Mäßigung“ ist vorbei.

Die auf die Stagflation (hohe Inflation und schwere Rezessionen) der 1970er und frühen 1980er Jahre folgende Große Mäßigung war gekennzeichnet durch niedrige Inflation in den hochentwickelten Volkswirtschaften, relativ stabiles und robustes Wirtschaftswachstum mit kurzen und milden Rezessionen, durch den langandauernden Rückgang der Inflation bedingte niedrige und fallende Anleiherenditen (und damit positive Rentenerträge) sowie steile Wertsteigerungen risikobehafteter Anlagen wie etwa US-amerikanischer und globaler Aktien.

Erklärt wird diese lange Periode niedriger Inflation in der Regel durch den Schritt der Notenbanken hin zu glaubwürdigen Maßnahmen zur Inflationssteuerung nach der lockeren Geldpolitik der 1970er Jahre und durch die von den Regierungen verfolgte relativ konservative Fiskalpolitik (bei der größere Konjunkturimpulse nur während Rezessionen gesetzt wurden). Wichtiger jedoch als nachfrageseitige politische Maßnahmen waren die vielen positiven Angebotsschocks, die das Wachstumspotenzial steigerten und die Produktionskosten senkten und so die Inflation zügelten.

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