NEW YORK – Im nächsten Monat werden sich Vertreter der Vertragsstaaten des aus dem Jahr 1989 stammenden Montrealer Protokolls über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen in der ruandischen Hauptstadt Kigali einfinden, um über einen Zusatz zu diesem Protokoll zu beraten, im Rahmen dessen die Verwendung von Fluorkohlenwasserstoffen gesenkt und letztlich aufgegeben werden soll. Bei diesen FKW handelt es sich um eine Gruppe der sechs wichtigsten Treibhausgase, die weltweit häufig in Klimaanlagen und Kühlsystemen eingesetzt werden.
Dieser Vertragszusatz wäre ein Segen im Bereich nachhaltiger Entwicklung, da man damit bis 2050 die Freisetzung von 100-200 Milliarden Tonnen an klimaverändernden Emissionen vermeiden könnte. Diese Maßnahme würde ausreichen, um die Welt ein Viertel des Weges in Richtung des im Pariser Klimavertrag 2015 festgelegten 2-Grad-Klimaziels zu bringen.
Das Montrealer Protokoll dient dem Schutz der Ozonschicht, die das Leben auf diesem Planeten vor einer tödlichen Menge ultravioletter Strahlung schützt. Bislang erweist sich dieses Protokoll als bemerkenswerter Erfolg, da es in den letzten 3 Jahrzehnten gelang, die Verwendung von beinahe 100 die Ozonschicht zerstörenden Chemikalien auslaufen zu lassen. Die Ozonschicht erholt sich und laut jüngster Schätzungen könnte sie bis 2065 wiederhergestellt sein, wodurch man weltweit Billionen Dollar an Kosten in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Landwirtschaft sparen könnte.
Ein großer Teil dieser Verbesserungen geht auf das Konto der FKW, die eine ausgezeichnete Alternative zu den älteren und mittlerweile nicht mehr verwendeten Fluorchlorkohlenwasserstoffen darstellen. Hinsichtlich des Klimawandels zeigen FKW allerdings verheerende Auswirkungen, da manche dieser Substanzen in ihrer Treibhausgas-Wirkung 4.000 Mal stärker sind als Kohlendioxid. Dennoch steigt ihr Verbrauch jährlich um 10 Prozent.
Es hat daher durchaus Sinn, sich bei der Bekämpfung des Klimawandels auf FKW zu konzentrieren. Zunächst kann eine Reduktion dieser Substanzen aufgrund der erheblichen Verbesserung der Energieeffizienz durch neuere Klimaanlagen und Kühlsysteme wirtschaftliche Vorteile bringen. Allein mit der schrittweisen Einführung effizienterer Klimaanlagen könnte man Emissionen in einer Dimension einsparen, die der Abschaltung von 2.500 Spitzenlastkraftwerken mittlerer Größe entspricht (dabei handelt es sich um Kraftwerke, die im Falle von Bedarfsspitzen, wie etwa im Sommer, Strom ins Netz einspeisen).
In China wäre es möglich, mit der Umstellung auf klimafreundliche Kühlmittel sowie der Steigerung der Energieeffizienz von Klimaanlagen Emissionen in der Größenordnung der Leistung von acht Drei-Schluchten-Staudämmen einzusparen. Und in Indien könnten derartige Umstellungen zu Einsparungen im Ausmaß von zwei weiteren der aktuellen nationalen Solarenergiepläne der indischen Regierung führen, im Rahmen derer die Verbreitung von Sonnenenergie sowie die Errichtung von neuen Solaranlagen auf Hausdächern und auf Freiflächen am Boden gefördert werden.
In zahlreichen Ländern – wie etwa in der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten sowie in Belize, Burkina Faso, Kolumbien, Ägypten, Serbien und im Jemen - erkennt man diese weitreichenden Vorteile bereits und ergreift unilaterale Maßnahmen zum stufenweisen Ausstieg aus den FKW. Ein wirksamer FKW-Zusatz in Kigali würde diesen Bestrebungen weitere Dynamik verleihen und jene Entwicklungsländer mit finanzieller Unterstützung ausstatten, die es sich derzeit nicht leisten können, auf neuere Technologien umzusteigen.
Auf dem Privatsektor haben sich Einzelhandelsriesen wie Walmart, Nestle und Tesco dem Consumer Goods Forum, einer kooperativen Klima-Initiative angeschlossen und den schrittweisen Ausstieg aus Produkten mit FKW vereinbart. Die Vereinten Nationen und Greenpeace arbeiten mit dem gleichen Ziel im Rahmen einer Initiative namens „Refrigerants, Naturally!” mit Coca-Cola, Pepsico, Red Bull und Unilever zusammen.
Auf der Konferenz in Kigali sollte es möglich sein, einen wirksamen Vertragszusatz hinsichtlich FKW zu erarbeiten. Manche Länder allerdings, vor allem in heißen Teilen der Welt, zeigen sich überaus besorgt, dass die klimafreundlichen Alternativen zu ihren lebensnotwendigen Klimaanlagen nicht gut funktionieren könnten. Diesen Bedenken kann man in einem Abkommen Rechnung tragen, indem man für diese Länder vorübergehende Ausnahmen festlegt, während die anderen Länder den Weg mit den neueren Systemen weiter beschreiten und damit deren Wirksamkeit demonstrieren.
Die Erderwärmung zeigt bereits verheerende Auswirkungen auf einige der am stärksten gefährdeten Bevölkerungen dieser Welt und diese Entwicklung wird auch weiter anhalten. Letztlich werden alle Länder durch nationale Aktionspläne und die im Pariser Klimavertrag von 2015 vereinbarten Emissionssenkungen einen Weg finden müssen, um die FKW zu senken und den Klimawandel zu bekämpfen. Rahmenwerke, die sich auf Abkommen wie das Montrealer Protokoll stützen, können in dieser Hinsicht durchaus hilfreich sein.
Die FKW werden auch bei der nächsten großen UN-Klimakonferenz, nämlich der im November in der marokkanischen Stadt Marrakesch stattfindenden COP22, ein zentrales Thema sein. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Regierungen, die an ihren Vorbereitungen für die Konferenz in Kigali arbeiten, der Notwendigkeit eines starken FKW-Vertragszusatzes bewusst sind. Dadurch würden auch andere Punkte der Tagesordnung in Marrakesch, wie etwa die Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen, an Dynamik gewinnen.
Wenn es gelingen soll, die weltweiten Emissionen rasch zu senken, damit der Klimawandel keine katastrophalen Ausmaße erreicht, ist die Senkung der FKW ein vernünftiger – vielleicht der vernünftigste – erste Schritt.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier
NEW YORK – Im nächsten Monat werden sich Vertreter der Vertragsstaaten des aus dem Jahr 1989 stammenden Montrealer Protokolls über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen in der ruandischen Hauptstadt Kigali einfinden, um über einen Zusatz zu diesem Protokoll zu beraten, im Rahmen dessen die Verwendung von Fluorkohlenwasserstoffen gesenkt und letztlich aufgegeben werden soll. Bei diesen FKW handelt es sich um eine Gruppe der sechs wichtigsten Treibhausgase, die weltweit häufig in Klimaanlagen und Kühlsystemen eingesetzt werden.
Dieser Vertragszusatz wäre ein Segen im Bereich nachhaltiger Entwicklung, da man damit bis 2050 die Freisetzung von 100-200 Milliarden Tonnen an klimaverändernden Emissionen vermeiden könnte. Diese Maßnahme würde ausreichen, um die Welt ein Viertel des Weges in Richtung des im Pariser Klimavertrag 2015 festgelegten 2-Grad-Klimaziels zu bringen.
Das Montrealer Protokoll dient dem Schutz der Ozonschicht, die das Leben auf diesem Planeten vor einer tödlichen Menge ultravioletter Strahlung schützt. Bislang erweist sich dieses Protokoll als bemerkenswerter Erfolg, da es in den letzten 3 Jahrzehnten gelang, die Verwendung von beinahe 100 die Ozonschicht zerstörenden Chemikalien auslaufen zu lassen. Die Ozonschicht erholt sich und laut jüngster Schätzungen könnte sie bis 2065 wiederhergestellt sein, wodurch man weltweit Billionen Dollar an Kosten in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Landwirtschaft sparen könnte.
Ein großer Teil dieser Verbesserungen geht auf das Konto der FKW, die eine ausgezeichnete Alternative zu den älteren und mittlerweile nicht mehr verwendeten Fluorchlorkohlenwasserstoffen darstellen. Hinsichtlich des Klimawandels zeigen FKW allerdings verheerende Auswirkungen, da manche dieser Substanzen in ihrer Treibhausgas-Wirkung 4.000 Mal stärker sind als Kohlendioxid. Dennoch steigt ihr Verbrauch jährlich um 10 Prozent.
Es hat daher durchaus Sinn, sich bei der Bekämpfung des Klimawandels auf FKW zu konzentrieren. Zunächst kann eine Reduktion dieser Substanzen aufgrund der erheblichen Verbesserung der Energieeffizienz durch neuere Klimaanlagen und Kühlsysteme wirtschaftliche Vorteile bringen. Allein mit der schrittweisen Einführung effizienterer Klimaanlagen könnte man Emissionen in einer Dimension einsparen, die der Abschaltung von 2.500 Spitzenlastkraftwerken mittlerer Größe entspricht (dabei handelt es sich um Kraftwerke, die im Falle von Bedarfsspitzen, wie etwa im Sommer, Strom ins Netz einspeisen).
In China wäre es möglich, mit der Umstellung auf klimafreundliche Kühlmittel sowie der Steigerung der Energieeffizienz von Klimaanlagen Emissionen in der Größenordnung der Leistung von acht Drei-Schluchten-Staudämmen einzusparen. Und in Indien könnten derartige Umstellungen zu Einsparungen im Ausmaß von zwei weiteren der aktuellen nationalen Solarenergiepläne der indischen Regierung führen, im Rahmen derer die Verbreitung von Sonnenenergie sowie die Errichtung von neuen Solaranlagen auf Hausdächern und auf Freiflächen am Boden gefördert werden.
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In zahlreichen Ländern – wie etwa in der Europäischen Union, den Vereinigten Staaten sowie in Belize, Burkina Faso, Kolumbien, Ägypten, Serbien und im Jemen - erkennt man diese weitreichenden Vorteile bereits und ergreift unilaterale Maßnahmen zum stufenweisen Ausstieg aus den FKW. Ein wirksamer FKW-Zusatz in Kigali würde diesen Bestrebungen weitere Dynamik verleihen und jene Entwicklungsländer mit finanzieller Unterstützung ausstatten, die es sich derzeit nicht leisten können, auf neuere Technologien umzusteigen.
Auf dem Privatsektor haben sich Einzelhandelsriesen wie Walmart, Nestle und Tesco dem Consumer Goods Forum, einer kooperativen Klima-Initiative angeschlossen und den schrittweisen Ausstieg aus Produkten mit FKW vereinbart. Die Vereinten Nationen und Greenpeace arbeiten mit dem gleichen Ziel im Rahmen einer Initiative namens „Refrigerants, Naturally!” mit Coca-Cola, Pepsico, Red Bull und Unilever zusammen.
Auf der Konferenz in Kigali sollte es möglich sein, einen wirksamen Vertragszusatz hinsichtlich FKW zu erarbeiten. Manche Länder allerdings, vor allem in heißen Teilen der Welt, zeigen sich überaus besorgt, dass die klimafreundlichen Alternativen zu ihren lebensnotwendigen Klimaanlagen nicht gut funktionieren könnten. Diesen Bedenken kann man in einem Abkommen Rechnung tragen, indem man für diese Länder vorübergehende Ausnahmen festlegt, während die anderen Länder den Weg mit den neueren Systemen weiter beschreiten und damit deren Wirksamkeit demonstrieren.
Die Erderwärmung zeigt bereits verheerende Auswirkungen auf einige der am stärksten gefährdeten Bevölkerungen dieser Welt und diese Entwicklung wird auch weiter anhalten. Letztlich werden alle Länder durch nationale Aktionspläne und die im Pariser Klimavertrag von 2015 vereinbarten Emissionssenkungen einen Weg finden müssen, um die FKW zu senken und den Klimawandel zu bekämpfen. Rahmenwerke, die sich auf Abkommen wie das Montrealer Protokoll stützen, können in dieser Hinsicht durchaus hilfreich sein.
Die FKW werden auch bei der nächsten großen UN-Klimakonferenz, nämlich der im November in der marokkanischen Stadt Marrakesch stattfindenden COP22, ein zentrales Thema sein. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Regierungen, die an ihren Vorbereitungen für die Konferenz in Kigali arbeiten, der Notwendigkeit eines starken FKW-Vertragszusatzes bewusst sind. Dadurch würden auch andere Punkte der Tagesordnung in Marrakesch, wie etwa die Ziele nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen, an Dynamik gewinnen.
Wenn es gelingen soll, die weltweiten Emissionen rasch zu senken, damit der Klimawandel keine katastrophalen Ausmaße erreicht, ist die Senkung der FKW ein vernünftiger – vielleicht der vernünftigste – erste Schritt.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier