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Eine Bilanz für eine gemeinsame Erde

HONGKONG – Letzte Woche beging die Welt den 51. Tag der Erde. Das Thema dieses Jahres, „Erneuert unsere Erde“, war ziemlich passend. Wie wir an der COVID-19-Pandemie sehen, lassen sich die Folgen der menschlichen Aktivitäten auf dem Planeten nicht an den Nationalgrenzen aufhalten. Die Erde ist ein einziges, lebendes, selbstregulierendes System, und sie benötigt eine einzige, gemeinsame Methode, mit dem wir auf globaler Ebene bilanzieren können. Wir brauchen eine Bilanz für unsere gemeinsame Erde.

In einem Telegramm forderte Albert Einstein im Jahr 1946 Mittel zur Finanzierung des „Kampfs auf Leben und Tod, um das Atom zum Nutzen und nicht zur Zerstörung der Menschheit einzusetzen“. Er argumentierte, „wenn die Menschheit überleben und sich auf höhere Ebenen entwickeln“ wolle, sei „eine neue Denkweise erforderlich“. Genau dies kann man auch über die vom Menschen geschaffene Umweltkrise sagen. Auch um sie zu überleben und eine bessere, nachhaltigere Zukunft zu schaffen, brauchen wir eine neue Denkweise.

Die alte Art zu denken hat einen politischen Rahmen erschaffen, der auf Nationalstaaten beruht. Politiker berücksichtigen vor allem den materiellen Einfluss ihrer Handlungen auf die lokale Bevölkerung, der anhand quantitativer ökonomischer Indikatoren wie dem BIP gemessen wird. Das System volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen der Vereinten Nationen – 1953 gegründet, 1993 aktualisiert und 2008 neu bestätigt – beruht weitgehend auf der Messung von Flussgrößen wie Einkommen, Ausgaben, Importe und Exporte.

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