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Wie gewinnen die Populisten?

CHICAGO – Im Europa des Mittelalters gab es damals eine „kommerzielle Revolution“, bei der die italienischen Stadtstaaten eine führende Rolle spielten. Die Folge waren Innovationen in den Bereichen der Finanzen, des Handels und der Technologie. Dann geschah aber etwas Seltsames: Im Jahr 1264 erklärten beispielsweise die Einwohner von Ferrara: „Der erlauchte und erhabene Herr Obizzo … soll Gouverneur, Regent, General und dauerhafter Herr der Stadt sein.“ Plötzlich hatte sich damit eine demokratische Republik selbst abgeschafft.

Tatsächlich war dies damals in Norditalien nicht so außergewöhnlich. Wie Niccolo Machiavelli in Der Fürsterklärte, erkennt das Volk, dass es dem Adel nicht widerstehen kann, und unterstützt daraufhin einen einzigen Mann, um sich von seiner Autorität verteidigen zu lassen. Die Lektion daraus ist, dass die Menschen die Demokratie dann aufgeben, wenn sie befürchten, ihre Institutionen seien von einer Elite gekapert worden.

Die demokratischen Institutionen im mittelalterlichen Italien haben sich einem Phänomen unterworfen, das wir heute Populismus nennen können: einer elitefeindlichen, antipluralistischen und ausschließenden Strategie zum Aufbau einer Koalition der Unzufriedenen. Ausschließend ist diese Methode, weil sie auf einer spezifischen Definition des „Volkes“ beruht, dessen Interessen nicht nur gegen die Eliten, sondern auch gegen alle anderen verteidigt werden müssen. Dementsprechend hat der britische Brexit-Führer Nigel Farage 2016 versprochen, eine Mehrheit für den Austritt sei ein Sieg für das „wahre Volk“. Ebenso sagte Donald Trump im selben Jahr im Wahlkampf: „Die anderen Menschen bedeuten gar nichts.“ Auch der ehemalige kolumbianische Präsident Álvaro Uribe spricht oft von den „gente de bien“ (den „guten Menschen“).

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