haldar28_Chip SomodevillaGetty Images_shiller Chip Somodevilla/Getty Images

Die Grauzone der Wirtschaft

CAMBRIDGE – Vor zehn Jahren erhielten Eugene Fama und Robert J. Shiller (zusammen mit Lars Peter Hansen) „für ihre empirische Analyse von Vermögenspreisen“ den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Fama und Shiller vertreten jedoch diametral entgegengesetzte Ansichten über die Entwicklung von Vermögenspreisen – von der Frage, was die Entscheidungen der Wirtschaftsakteure antreibt, bis hin zur Frage, ob die Märkte von Natur aus effizient sind. Fünfzehn Jahre nach der Weltwirtschaftskrise lohnt es sich, diese Meinungsverschiedenheit erneut zu diskutieren.

Fama ist Mitglied der Chicago School of Economics, sowohl im wörtlichen Sinne – er ist Professor an der Booth School of Business – als auch im intellektuellen Sinne. Die Chicagoer Schule geht davon aus, dass die Wirtschaftsakteure rationale, nutzenmaximierende Akteure sind, die jederzeit über unbegrenzte kognitive Fähigkeiten und vollständige Informationen verfügen, um Entscheidungen zu treffen, die ihren materiellen Interessen am besten dienen. In seiner äußerst einflussreichen „Markteffizienzhypothese“ geht Fama noch einen Schritt weiter und behauptet, dass Preise fast unmittelbar alle verfügbaren Informationen über zukünftige Werte enthalten und somit die wirtschaftlichen Fundamentaldaten genau widerspiegeln.

Shiller, ein in Yale ansässiger Verhaltensökonom, ist ganz anderer Meinung. Er vertritt eine keynesianische Sicht der Märkte und argumentiert, dass auf Märkten, die von „Animal Spirits“ geprägt sind, individuelle Akteure irrationale Tendenzen haben, die durch die kollektive Stimmung des Marktes verstärkt werden können. Dies führt manchmal zu irrationalen und suboptimalen Ergebnissen, wie z. B. spekulativen Vermögensblasen.

https://prosyn.org/2WzhPokde