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Was Russland über den Multilateralismus denkt

MOSKAU – Wenn Russen Lobgesänge auf die „regelgestützte“ Ordnung hören, besteht ihre übliche Reaktion in der Frage, wer denn die Regeln mache. Dieselbe Frage fasst inzwischen die Einstellung des Kremls gegenüber dem vom Westen propagierten Multilateralismus zusammen.

Aus Sicht Russlands zögern die USA bei Bedarf nicht, einseitig zu handeln, und genau diese Doppelmoral habe die globalen Regeln untergraben. Der russische Außenminister Sergei Lawrow zählt bei seinen Auftritten auf der internationalen Bühne unermüdlich Amerikas vorgebliche Verstöße gegen das Völkerrecht auf – vom Bombardement Jugoslawiens 1999 und der Invasion im Irak 2003 bis zu den Luftschlägen des Jahres 2011, die halfen, das Regime von Muammar el-Qaddafi in Libyen zu stürzen.

Zwar würden sich die USA, wenn sie einen rechtlichen Vorwand für ihre Handlungen anstreben, an multilaterale Gremien wie den UN-Sicherheitsrat wenden. Doch wenn ihre Pläne dort auf Widerstand Russlands oder eines anderen Sicherheitsmitglieds mit Vetomacht träfen, könne Amerika stets auf die Standardoption zurückverfallen: rohe Gewalt und die Mobilisierung seiner Verbündeten.

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