NEW YORK – Der US-Rückzug vom Pariser Klimaabkommen durch Präsident Donald Trump ist nicht nur gefährlich für die Welt; es ist zudem soziopathisch. Trump fügt nicht nur anderen vorsätzlich und ohne jede Reue Schaden zu. Die Erklärung von Nikki Haley, der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, dass Trump an den Klimawandel glaube, macht die Sache schlimmer und nicht besser. Trump bringt wissentlich und ohne jede Scham den Planeten in Gefahr.
Trumps Ankündigung erfolgte mit dem prahlerischen Gehabe eines Schulhofschlägers. Ein globales Abkommen, dass in jeder Hinsicht und für alle Länder auf der Welt symmetrisch ist, sei ein Trick, schnaubte er, eine amerikafeindliche Verschwörung. Der Rest der Welt „lacht uns aus“.
Dieses wirre Gerede zeugt von Wahnvorstellungen, tiefstem Zynismus oder profunder Unwissenheit. Vermutlich von allen dreien. Und man sollte es als Solches anerkennen.
Nachdem Trump behauptete, er repräsentiere „Pittsburgh, nicht Paris“, erklärte der Bürgermeister von Pittsburgh unmittelbar danach, dass Trump seine Stadt eindeutig nicht repräsentiere. Tatsächlich hat Pittsburgh den Übergang von einer verschmutzten Schwermetallwirtschaft zu einer modernen Clean-Tech-Wirtschaft vollzogen. Und es ist die Heimat der Carnegie Mellon University, einem der weltgrößten Innovationszentren im Bereich der Informationstechnologie, das den Übergang zu einem kohlenstofffreien, hocheffizienten, gerechten und nachhaltigen Wachstum unterstützen kann. Oder schlicht gesagt, zu einer Volkswirtschaft, die „intelligent, fair und nachhaltig“ ist.
Trumps Ankündigung wurzelt in zwei in profunder Weise destruktiven Entwicklungen. Die erste ist die Korruption des politischen Systems der USA. Trumps Ankündigung kam nicht wirklich von ihm allein. Sie spiegelte den Willen der republikanischen Führung im Kongress wider, darunter von 22 republikanischen Senatoren, die Trump in der Vorwoche in einem Brief zum Rückzug aus dem Pariser Abkommen aufgefordert hatten.
Diese Senatoren und ihre Kollegen im Repräsentantenhaus kassieren Geld von der Öl- und Gasindustrie, die 2016 100 Millionen Dollar für Wahlkampfspenden ausgab – von denen 90% an republikanische Kandidaten gingen. (Tatsächlich liegt die Gesamtsumme fast mit Sicherheit deutlich über 100 Millionen Dollar, doch ein großer Teil lässt sich nicht nachverfolgen.)
Die zweite destruktive Entwicklung liegt in der verqueren Mentalität von Trump und seinen engsten Beratern. Ihre Sicht – verteidigt mit „alternativen Tatsachen“, die nicht auf die Realität gründen – ist paranoid und bösartig. Sie zielt darauf ab, anderen zu schaden, oder ist bestenfalls indifferent in Bezug auf anderen entstehendes Leid. „Das Pariser Abkommen“, so pöbelte Trump, „benachteiligt die US-Wirtschaft, um Lob von eben jenen ausländischen Hauptstädten und globalen Aktivisten zu erheischen, die seit langem bemüht sind, sich auf Kosten unseren Landes zu bereichern.“
Das ist Quatsch. Das Pariser Abkommen ist ein weltweites Abkommen zwischen 193 UN-Mitgliedsstaaten über die Zusammenarbeit bei der Dekarbonisierung des globalen Energiesystems, um die von einer Klimakatastrophe ausgehenden Gefahren abzuwenden – wie etwa einen Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter, extreme Stürme, massive Dürren und andere durch die weltweite wissenschaftliche Gemeinschaft ermittelte Bedrohungen. Einige dieser Bedrohungen sind in besonders gefährdeten Teilen des Planeten bereits erkennbar.
Das Pariser Klimaabkommen schreibt vor, dass jedes Land sein Teil tun müsse – mit „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten.“ Amerikas Verantwortung fängt mit der Tatsache an, dass die USA der deutlich größte kumulative Emittent von Treibhausgasen weltweit sind. Als Solcher haben sie mehr zum fortschreitenden Klimawandel beigetragen als jedes andere Land. Und die Emissionen der USA pro Kopf sind deutlich höher als die aller anderen großen Länder. Das Pariser Abkommen behandelt die USA nicht ungerecht; im Gegenteil: Die USA haben eine größere Verantwortung als jedes andere Land, ihr Haus in Ordnung zu bringen.
Laut Daten des World Resources Institute entfielen von 1850 bis 2013 erstaunliche 26,6% der globalen Treibhausgas-Emissionen auf die USA. Dabei entfallen auf die USA heute nur 4,4% der Weltbevölkerung. Auf den Punkt gebracht: Die USA, deren Emissionen pro Kopf immer ein Vielfaches über dem weltweiten Durchschnitt lagen, schulden der Welt Klimagerechtigkeit, und nicht umgekehrt.
Man betrachte etwa die jüngsten Daten, für das Jahr 2014, aus dem Bericht „Energy Statistics 2016“ der Internationalen Energiebehörde (IEA). Die weltweiten CO2-Emissionen aus dem Energiesektor und der Industrie betrugen demnach durchschnittlich 4,5 Tonnen pro Person (32,4 Milliarden Tonnen für 7,2 Milliarden Menschen gemäß IEA-Aufstellung), während die US-Emissionen nahezu viermal so hoch waren: 16,2 Tonnen pro Person (5,2 Milliarden Tonnen für 320 Millionen Menschen). Trump lamentiert über die vorgebliche Begünstigung Indiens durch das Pariser Abkommen, aber er verschweigt, dass die Pro-Kopf-Emissionen Indiens 1,6 Tonnen betragen. Das ist gerade mal ein Zehntel des US-Niveaus.
Trump bejammert zudem die US-Beträge zum Green Climate Fund (und spottet aus irgendeinem Grund auch über dessen Namen). Er beschwert sich, dass die USA bereits mehr als eine Milliarde Dollar zu dem Fonds beigesteuert hätten – aber ohne dem amerikanischen Volk und der Welt zu erklären, dass eine Milliarde Dollar pro Amerikaner einen Beitrag von 3,08 Dollar bedeutet. Tatsächlich belaufen sich die von den USA über mehrere Jahre hinweg erwarteten zehn Milliarden Dollar auf bloße 30,80 Dollar pro Amerikaner.
Die schlichte Wahrheit lautet: Die gesamte Welt muss sich schnell und resolut auf ein kohlenstoffarmes Energiesystem umstellen, um die Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts zu beenden. Dies ist kein Schritt zulasten der USA. Es ist eine globale Notwendigkeit, die für die USA, China, Indien, Russland, Saudi-Arabien, Kanada und andere Länder mit großen fossilen Brennstoffvorkommen genauso gilt wie für fossile Brennstoffe importierende Regionen wie Europa, Japan und den größten Teil Afrikas. Glücklicherweise existieren die Technologien dafür: Solarenergie, Windkraft, Erdwärme, Wasser- und Atomkraft und andere kohlenstoffarme Energiequellen.
Und hier ist noch eine schlichte Wahrheit: Mit ihrer großen, reichen, stark auf fossilen Brennstoffen aufgebauten Volkswirtschaft haben die USA mehr als jedes andere Land dazu beigetragen, die globale Gefahr des Klimawandels herbeizuführen. Sie sollten daher ihre Verantwortung dabei anerkennen, uns alle außer Gefahr zu bringen. Das Mindeste sollte sein, dass Amerika bereitwillig mit der übrigen Welt zusammenarbeitet.
Stattdessen haben Trumps soziopathisches Verhalten und die Korruption und Verderbtheit seines Umfeldes eine totale Missachtung der Tatsache hervorgebracht, dass die Welt sich dem Abgrund einer menschgemachten Katastrophe nähert. Die nächsten katastrophalen menschgemachten Klimaereignisse sollten die Namen Taifun Donald, Supersturm Ivanka und Megaflut Jared erhalten. Die Welt wird nicht vergessen.
Aus dem Englischen von Jan Doolan
NEW YORK – Der US-Rückzug vom Pariser Klimaabkommen durch Präsident Donald Trump ist nicht nur gefährlich für die Welt; es ist zudem soziopathisch. Trump fügt nicht nur anderen vorsätzlich und ohne jede Reue Schaden zu. Die Erklärung von Nikki Haley, der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, dass Trump an den Klimawandel glaube, macht die Sache schlimmer und nicht besser. Trump bringt wissentlich und ohne jede Scham den Planeten in Gefahr.
Trumps Ankündigung erfolgte mit dem prahlerischen Gehabe eines Schulhofschlägers. Ein globales Abkommen, dass in jeder Hinsicht und für alle Länder auf der Welt symmetrisch ist, sei ein Trick, schnaubte er, eine amerikafeindliche Verschwörung. Der Rest der Welt „lacht uns aus“.
Dieses wirre Gerede zeugt von Wahnvorstellungen, tiefstem Zynismus oder profunder Unwissenheit. Vermutlich von allen dreien. Und man sollte es als Solches anerkennen.
Nachdem Trump behauptete, er repräsentiere „Pittsburgh, nicht Paris“, erklärte der Bürgermeister von Pittsburgh unmittelbar danach, dass Trump seine Stadt eindeutig nicht repräsentiere. Tatsächlich hat Pittsburgh den Übergang von einer verschmutzten Schwermetallwirtschaft zu einer modernen Clean-Tech-Wirtschaft vollzogen. Und es ist die Heimat der Carnegie Mellon University, einem der weltgrößten Innovationszentren im Bereich der Informationstechnologie, das den Übergang zu einem kohlenstofffreien, hocheffizienten, gerechten und nachhaltigen Wachstum unterstützen kann. Oder schlicht gesagt, zu einer Volkswirtschaft, die „intelligent, fair und nachhaltig“ ist.
Trumps Ankündigung wurzelt in zwei in profunder Weise destruktiven Entwicklungen. Die erste ist die Korruption des politischen Systems der USA. Trumps Ankündigung kam nicht wirklich von ihm allein. Sie spiegelte den Willen der republikanischen Führung im Kongress wider, darunter von 22 republikanischen Senatoren, die Trump in der Vorwoche in einem Brief zum Rückzug aus dem Pariser Abkommen aufgefordert hatten.
Diese Senatoren und ihre Kollegen im Repräsentantenhaus kassieren Geld von der Öl- und Gasindustrie, die 2016 100 Millionen Dollar für Wahlkampfspenden ausgab – von denen 90% an republikanische Kandidaten gingen. (Tatsächlich liegt die Gesamtsumme fast mit Sicherheit deutlich über 100 Millionen Dollar, doch ein großer Teil lässt sich nicht nachverfolgen.)
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Die zweite destruktive Entwicklung liegt in der verqueren Mentalität von Trump und seinen engsten Beratern. Ihre Sicht – verteidigt mit „alternativen Tatsachen“, die nicht auf die Realität gründen – ist paranoid und bösartig. Sie zielt darauf ab, anderen zu schaden, oder ist bestenfalls indifferent in Bezug auf anderen entstehendes Leid. „Das Pariser Abkommen“, so pöbelte Trump, „benachteiligt die US-Wirtschaft, um Lob von eben jenen ausländischen Hauptstädten und globalen Aktivisten zu erheischen, die seit langem bemüht sind, sich auf Kosten unseren Landes zu bereichern.“
Das ist Quatsch. Das Pariser Abkommen ist ein weltweites Abkommen zwischen 193 UN-Mitgliedsstaaten über die Zusammenarbeit bei der Dekarbonisierung des globalen Energiesystems, um die von einer Klimakatastrophe ausgehenden Gefahren abzuwenden – wie etwa einen Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter, extreme Stürme, massive Dürren und andere durch die weltweite wissenschaftliche Gemeinschaft ermittelte Bedrohungen. Einige dieser Bedrohungen sind in besonders gefährdeten Teilen des Planeten bereits erkennbar.
Das Pariser Klimaabkommen schreibt vor, dass jedes Land sein Teil tun müsse – mit „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten.“ Amerikas Verantwortung fängt mit der Tatsache an, dass die USA der deutlich größte kumulative Emittent von Treibhausgasen weltweit sind. Als Solcher haben sie mehr zum fortschreitenden Klimawandel beigetragen als jedes andere Land. Und die Emissionen der USA pro Kopf sind deutlich höher als die aller anderen großen Länder. Das Pariser Abkommen behandelt die USA nicht ungerecht; im Gegenteil: Die USA haben eine größere Verantwortung als jedes andere Land, ihr Haus in Ordnung zu bringen.
Laut Daten des World Resources Institute entfielen von 1850 bis 2013 erstaunliche 26,6% der globalen Treibhausgas-Emissionen auf die USA. Dabei entfallen auf die USA heute nur 4,4% der Weltbevölkerung. Auf den Punkt gebracht: Die USA, deren Emissionen pro Kopf immer ein Vielfaches über dem weltweiten Durchschnitt lagen, schulden der Welt Klimagerechtigkeit, und nicht umgekehrt.
Man betrachte etwa die jüngsten Daten, für das Jahr 2014, aus dem Bericht „Energy Statistics 2016“ der Internationalen Energiebehörde (IEA). Die weltweiten CO2-Emissionen aus dem Energiesektor und der Industrie betrugen demnach durchschnittlich 4,5 Tonnen pro Person (32,4 Milliarden Tonnen für 7,2 Milliarden Menschen gemäß IEA-Aufstellung), während die US-Emissionen nahezu viermal so hoch waren: 16,2 Tonnen pro Person (5,2 Milliarden Tonnen für 320 Millionen Menschen). Trump lamentiert über die vorgebliche Begünstigung Indiens durch das Pariser Abkommen, aber er verschweigt, dass die Pro-Kopf-Emissionen Indiens 1,6 Tonnen betragen. Das ist gerade mal ein Zehntel des US-Niveaus.
Trump bejammert zudem die US-Beträge zum Green Climate Fund (und spottet aus irgendeinem Grund auch über dessen Namen). Er beschwert sich, dass die USA bereits mehr als eine Milliarde Dollar zu dem Fonds beigesteuert hätten – aber ohne dem amerikanischen Volk und der Welt zu erklären, dass eine Milliarde Dollar pro Amerikaner einen Beitrag von 3,08 Dollar bedeutet. Tatsächlich belaufen sich die von den USA über mehrere Jahre hinweg erwarteten zehn Milliarden Dollar auf bloße 30,80 Dollar pro Amerikaner.
Die schlichte Wahrheit lautet: Die gesamte Welt muss sich schnell und resolut auf ein kohlenstoffarmes Energiesystem umstellen, um die Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen bis Mitte des Jahrhunderts zu beenden. Dies ist kein Schritt zulasten der USA. Es ist eine globale Notwendigkeit, die für die USA, China, Indien, Russland, Saudi-Arabien, Kanada und andere Länder mit großen fossilen Brennstoffvorkommen genauso gilt wie für fossile Brennstoffe importierende Regionen wie Europa, Japan und den größten Teil Afrikas. Glücklicherweise existieren die Technologien dafür: Solarenergie, Windkraft, Erdwärme, Wasser- und Atomkraft und andere kohlenstoffarme Energiequellen.
Und hier ist noch eine schlichte Wahrheit: Mit ihrer großen, reichen, stark auf fossilen Brennstoffen aufgebauten Volkswirtschaft haben die USA mehr als jedes andere Land dazu beigetragen, die globale Gefahr des Klimawandels herbeizuführen. Sie sollten daher ihre Verantwortung dabei anerkennen, uns alle außer Gefahr zu bringen. Das Mindeste sollte sein, dass Amerika bereitwillig mit der übrigen Welt zusammenarbeitet.
Stattdessen haben Trumps soziopathisches Verhalten und die Korruption und Verderbtheit seines Umfeldes eine totale Missachtung der Tatsache hervorgebracht, dass die Welt sich dem Abgrund einer menschgemachten Katastrophe nähert. Die nächsten katastrophalen menschgemachten Klimaereignisse sollten die Namen Taifun Donald, Supersturm Ivanka und Megaflut Jared erhalten. Die Welt wird nicht vergessen.
Aus dem Englischen von Jan Doolan