bildt81_ Alexander RyuminTASS via Getty Images_northern sea route Alexander Ryumin/TASS via Getty Images

Die Arktis heizt sich auf

STOCKHOLM – Ob wir in der Arktis auf eine Zukunft der Kooperation oder zunehmender Konfrontation zusteuern, bleibt abzuwarten. Doch ist schon jetzt klar, dass die Region deutlich mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird als in der Vergangenheit.

Hauptgrund hierfür ist natürlich der Klimawandel, der das Tempo der Eisschmelze beschleunigt und dazu führt, dass die Temperaturen in der Arktis doppelt so schnell steigen wie im globalen Durchschnitt. Aufgrund ihres Tempos und Umfangs haben diese Veränderungen offensichtliche geografische, wirtschaftliche und strategische Auswirkungen. Das Abschmelzen des enormen, die Region umspannenden Eisschilds hat zur Erschließung neuer fossiler Brennstoffvorkommen und zur Eröffnung neuer Schifffahrtsrouten geführt, darunter der Nordmeerroute entlang der sibirischen Küste und der Nordwestpassage durch Kanadas nördliche Inselwelt. Jedoch hat derselbe Trend auch den Rückgang des Permafrosts angeheizt, der Infrastruktur im Umfang von vielen Milliarden Dollar bedroht, die bald auf Schlamm statt auf festem Boden gebaut sein könnte.

Darüber hinaus äußern die indigenen Gemeinschaften, die seit tausenden von Jahren in der Arktis leben, Sorgen über ihre Lebensgrundlagen. Fast die Hälfte der arktischen Landfläche liegt in Russland, das auch die Heimat von rund 70% der vier Millionen in der Region lebenden Menschen ist. Die meisten leben auf der Halbinsel Kola nahe der Grenzen zu Norwegen und Finnland, die zudem die russische Nordmeerflotte und den größten Teil seiner meeresgestützten Atomwaffen beherbergt. Doch andere Teile der Region sind strategisch und demografisch nicht weniger bedeutsam. Etwa zwei Drittel der Bewohner der kanadischen Arktisgebiete gehören der indigenen Bevölkerung an, und dasselbe gilt für die große Mehrheit der 56.000 Einwohner Grönlands (welches selbst die Größe eines kleinen Kontinents hat).

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