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Werden Frauen Europas letzten Diktator stürzen?

PHILADELPHIA – Alexander Lukaschenko, seit 1994 erster und einziger Präsident von Belarus, behauptet, er liebe die Frauen. Aber wie die meisten konservativen Diktatoren im ehemaligen Ostblock glaubt er, sie hätten eine bestimmte Rolle in der Gesellschaft zu spielen, nämlich als Mütter oder gutaussehende Partybegleitungen. Doch bei den Wahlen am 9. August könnte der für eine sechste Amtszeit in Folge werbende Lukaschenko feststellen, dass er die belarussischen Frauen unterschätzt hat, von denen ihm gleich drei seinen Posten streitig machen wollen.

Ebenso wie US-Präsident Donald Trump macht auch Lukaschenko kein Hehl aus seiner Vorliebe für attraktive Frauen, von denen er glaubt, er könne sie ungestraft behandeln wie er will oder nach Gutdünken begünstigen. Nachdem man ihn mit einer ehemaligen belarussischen Miss-World-Kandidatin auf dem Staatsball tanzen gesehen hatte, bekam diese einen Sitz im belarussischen Scheinparlament. Unterdessen tritt Lukaschenko nie mit seiner Frau in der Öffentlichkeit auf und hält es auch nicht für notwendig, die Wähler über die Identität der Mutter seines Teenager-Sohnes und mutmaßlichen Nachfolgers Nikolai zu informieren, der ihn zu öffentlichen Veranstaltungen begleitet.

Doch obwohl Lukaschenko bei jeder Gelegenheit die „schönen“ Frauen von Belarus preist, zeigen sich diese heuer wütend. Nach der #MeToo-Bewegung, Lukaschenkos fürchterlichem Management im Hinblick auf die Eindämmung von Covid-19, nach einem Jahrzehnt wirtschaftlicher Stagnation und der Inhaftierung oder dem Ausschluss von drei Präsidentschaftskandidaten traten Frauen auf den Plan, um an der Spitze der diesjährigen Revolte zu stehen. 

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