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Bidens Elendsindex

STANFORD – Meinungsumfragen zeigen, dass 68 % der Amerikaner den aktuellen Zustand der Wirtschaft negativ bewerten. Es überrascht nicht, dass sich Präsident Joe Biden und seine demokratischen Kollegen nur auf die guten Nachrichten konzentrieren – eine niedrige Arbeitslosenquote und verbesserte Bilanzen der Haushalte – und nicht auf den größten Schwachpunkt: die Inflation.

Die Inflation, die ein Dutzend Jahre lang im Durchschnitt unter 2 % lag, war bis zu ihrem jüngsten Anstieg auf 7,5 % im vergangenen Jahr kein großes Thema. Zu den unmittelbaren Ursachen gehören Unterbrechungen der Versorgungskette und Arbeitskräftemangel in Verbindung mit massiven geld- und steuerpolitischen Anreizen. Letztere wurden auch dann noch fortgesetzt, als sich die Wirtschaft der Vollbeschäftigung näherte. Bidens amerikanischer Rettungsplan vom März 2021 war doppelt so groß wie die für die nächsten zwei Jahre prognostizierte Produktionslücke, und nun sind die Demokraten zu Recht besorgt, dass die steigende Inflation ihnen bei den Zwischenwahlen zum Kongress im November und möglicherweise sogar bei den Präsidentschaftswahlen 2024 schaden wird.

Vor einigen Jahrzehnten schlug der Wirtschaftswissenschaftler Arthur Okun den „Elendsindex“ (Misery Index) als einfaches Maß für den Zustand der Wirtschaft vor. Da er die Summe der Inflations- und Arbeitslosenraten widerspiegelt, ergab er intuitiv Sinn und entsprach dem „Doppelmandat“ der US-Notenbank, sowohl Preisstabilität als auch maximale Beschäftigung anzustreben. Historisch gesehen scheint der Misery Index mit den Wahlergebnissen in Beziehung zu stehen, wobei die regierende Partei bestraft wird, wenn der Index hoch ist, und belohnt wird, wenn er niedrig ist.

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