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Gestaltung der ESG-Zukunft auf der COP28

DUBAI – Aus der Fülle der Daten zum Klimawandel geht immer deutlicher hervor, dass die Umsetzung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Zielen (ESG) ein wesentlicher Bestandteil jeder langfristigen Lösung für die Klimakrise ist. Obwohl sich dieses lose definierte Konzept noch in weiterer Ausarbeitung befindet, bietet die bevorstehende Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Dubai (COP28) Führungskräften aus der Wirtschaft und politischen Entscheidungsträgern die Gelegenheit, sich darüber zu verständigen, wie ESG-Kriterien am besten dazu beitragen können, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Fundierte ESG-Strategien auf Grundlage solider Standards, klarer Kennzahlen und strikter Compliance-Verfahren können Investitionsentscheidungen von Unternehmen in allen Sektoren verbessern. Dies wiederum erleichtert den Firmen die Beschaffung von Fremd- und Eigenkapital und bringt ihnen gleichzeitig einen Imagegewinn.

Abgesehen von dem erheblichen Nutzen dieser ESG-Kriterien, haben sie sich auch zu einem unternehmerischen Gebot entwickelt. Da sich der globale Wettlauf in Richtung Netto-Null-Emissionen immer intensiver gestaltet, gilt es für Unternehmen, die neue Allianzen und Partnerschaften eingehen wollen, ihre ESG-Strategie darzulegen und vor allem zu erklären, wie sie diese umzusetzen gedenken.  Umso wichtiger ist es daher, auf der COP28 einen kohärenten, gerechten und transparenten Ansatz im Hinblick auf die ESG-Ziele zu entwickeln und dafür zu sorgen, ein breites Spektrum an Stakeholdern mit ins Boot zu holen.

Im Nahen Osten haben die ESG-Kriterien im Vorfeld der COP28 erheblich an Dynamik zugelegt: Fast zwei Drittel der von PricewaterhouseCoopers (PwC) in diesem Jahr befragten regionalen Unternehmen gaben an, in den letzten 12 Monaten eine formelle ESG-Strategie eingeführt zu haben. Noch vor wenigen Jahren wäre das unvorstellbar gewesen, denn nur sehr wenige in der Region haben dieses Konzept ernst genommen. Dieser Aufwärtstrend scheint sich fortzusetzen, denn 66 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschen sich, dass CEOs und Unternehmensvorstände mehr Zeit für ESG-Themen aufwenden würden.

Die Tatsache, dass 40 Prozent der Befragten hoffen, die COP28 werde Regierungen motivieren, die ESG-Infrastruktur zu verbessern und Anreize für grünes Wachstum zu schaffen, unterstreicht zudem die Bedeutung des Klimagipfels. Erfreulicherweise sind die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bereits Vorreiter in Sachen Reformbemühungen und schaffen ein Bewusstsein dafür, wie ein ESG-Rahmen den Weg in Richtung Netto-Null-Wirtschaft ebnen kann. Im Bereich Umweltschutz haben die VAE angekündigt, in den nächsten sieben Jahren 54 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien zu investieren. Darüber hinaus hat man 4,5 Milliarden Dollar zur Finanzierung von Klimaprojekten in Afrika zugesagt. Die Bereitstellung dieser enormen Summen im Vorfeld der COP28 sowie die Umsetzung wichtiger Initiativen zur Unterstützung von Investitionen in den Bereichen Governance und Soziales, belegen das Engagement der VAE zur Förderung der ESG-Kriterien auf dem Gipfel und darüber hinaus.

Auch die Banken sind gefordert, ihren Teil beizutragen. Für sie gilt es, das Bewusstsein für die zentrale Rolle zu schärfen, die ESG in einer nachhaltigen Finanzwelt spielen, und dafür zu sorgen, dass genügend grüne Finanzprodukte – einschließlich Scharia-konformer Instrumente – zur Verfügung stehen, um die steigende Nachfrage der Kunden zu befriedigen. Darüber hinaus sollten sie die ESG-Berichtsmetriken verbessern, um die interne und sektorweite Datenerfassung zu straffen. Da derartige Veränderungen Zeit brauchen, könnte eine unmittelbarere Lösung darin bestehen, interne Schulungen zu optimieren, damit die Beschäftigten ESG-Kriterien besser in die Investitionsentscheidungen und die Gesamtstrategie der Bank einbeziehen können.

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Im Ressourcenmanagement ist bereits ein bedeutsamer Wandel im Gange. Derzeit verfügen bereits 27 Prozent jener Unternehmen im Nahen Osten, die an der PwC-Umfrage teilgenommen haben, über einen Nachhaltigkeitsbeauftragten, und fast die Hälfte dieser Personen ist primär für ESG verantwortlich. Entsprechend gaben in diesem Jahr nur 20 Prozent der Befragten an, die Gesamtverantwortung für ESG in ihren jeweiligen Unternehmen würde allein beim CEO liegen. Im letzten Jahr lag dieser Wert noch bei rund 55 Prozent. Die Unternehmensführungen in der Region messen diesen Grundsätzen also ganz klar mehr Bedeutung bei.

Während es für Großunternehmen leichter sein wird, sich in dem immer komplexeren Rahmen grüner Finanzierungen zurechtzufinden, benötigen kleine und mittlere Unternehmen mehr Unterstützung und dürfen nicht zu kurz kommen - insbesondere in der Wirtschaft der VAE. Nach Angaben der Mitte 2022 von der Regierung veröffentlichten Daten gibt es in den VAE 557.000 kleine und mittlere Unternehmen, die 63,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (ohne Öl) erwirtschaften. Diese Zahl könnte bis 2030 auf eine Million ansteigen. Wenn ESG ein Erfolg werden soll, müssen sie für Unternehmen jeder Größe zu einem zentralen Bestandteil der Geschäftstätigkeit werden.

Die globale Erwärmung stellt eine existenzielle Bedrohung dar, doch das Ausmaß der Herausforderung hat zu einer noch nie dagewesenen Dynamik geführt: Regierungen und Wirtschaftsführer setzen auf neue Rahmenwerke und radikale Maßnahmen, um rasche und spürbare Fortschritte im Bereich des Klimaschutzes zu erzielen. Die COP28 in Dubai wird diesen Prozess nur beschleunigen, insbesondere wenn es darum geht, einen Konsens hinsichtlich der Umsetzung der ESG-Kriterien zu erzielen. Tempo ist dabei das A und O, denn je früher Unternehmen damit beginnen, ESG in ihre Investitionsentscheidungen einzubeziehen, desto besser werden sie - sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch - auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen bestehen.

Übersetzung: Helga Klinger-Groier

https://prosyn.org/LBF5Jygde