breka1_THIERRY CHARLIERAFP via Getty Images_UNEUflags Thierry Charlie/AFP via Getty Images

Vereinte Nationen nach europäischem Vorbild

BERLIN/WASHINGTON, D.C. – Im September letzten Jahres beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen anlässlich der Feier ihres 75. Jahrestages eine wegweisende Erklärung. Sie bekräftigte die Verpflichtung, „Ressourcen zu mobilisieren“, „in einem bisher nicht dagewesenen Maß politischen Willen und Führungsstärke zu beweisen“ und so die „Zukunft, die wir wollen“ zu sichern. Die sogenannte UN75-Erklärung war ein inspirierender Beschluss. Aber wird dieser auch zu bedeutenden Veränderungen führen?

Die Vergangenheit zeigt: Er könnte es durchaus. Vergangene UN-Jahrestage brachten auch in weniger einschneidenden Zeiten wesentliche Strukturreformen mit sich. So legten die Staats- und Regierungschefs am 60. Jahrestag beispielsweise den Grundstein der Kommission für Friedenskonsolidierung, die Länder beim Übergang vom Krieg zu Frieden unterstützen soll, werteten die Menschenrechtskommission zu einem erstarkten Menschenrechtsrat auf und verabschiedeten das Prinzip der Schutzverantwortung („responsibility to protect“), um die von bewaffneten Konflikten betroffenen Zivilbevölkerungen besser zu schützen.

Dass sie auf den Willen der Zivilgesellschaft eingeht, erhöht die Erfolgsaussichten der UN75-Erklärung zusätzlich. Im Vorfeld der Generalversammlung im vergangenen Jahr führte die UN eine weltweite Befragung durch, um mehr über die Hoffnungen und Ängste der Menschen zu erfahren. Von den mehr als 1,3 Millionen Teilnehmern gaben 87 % an, dass globale Zusammenarbeit für die Bewältigung der heutigen Herausforderungen von entscheidender Bedeutung ist.

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