rogoff186_Carol SmiljanNurPhoto via Getty Images_argentinemoneywallet Carol Smiljan/NurPhoto via Getty Images

Der IWF nach Argentinien

CAMBRIDGE – Falls Sie gerade blinzeln mussten: Die argentinische Regierung hat es geschafft, beinahe aus dem Nichts mit erstaunlicher Geschwindigkeit einen Schuldenberg anzuhäufen und dann fast genauso schnell in Zahlungsrückstand zu geraten. Verglichen mit dem zeitlupenartigen Zahlungsausfall des Landes 2002 fühlt sich diese jüngste Krise wie ein auf 60 Sekunden heruntergekürztes Shakespeare-Drama an. Doch in beiden Fällen war die Insolvenz unvermeidlich, weil die Mischung aus Schulden, Defiziten und der Geldpolitik des Landes nicht aufrechtzuerhalten war und weil die politische Klasse unfähig war, rechtzeitig die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.

Und in beiden Fällen schienen die Kredite des Internationalen Währungsfonds das Unvermeidliche lediglich hinauszuschieben und, schlimmer noch, den letztlichen Zusammenbruch sogar zu verschärfen. Daher ist es nach dem zweiten Debakel in Argentinien in nicht mal einer Generation höchste Zeit für die Frage, wie sich das Mandat des IWF zum Umgang mit Schuldenkrisen in Schwellenländern neu ausrichten lässt. Wie kann der IWF Ländern wirksam helfen, wieder Zugang zu den privaten Kreditmärkten zu erhalten, wenn jeder Versuch, nicht aufrechtzuerhaltende Haushaltsdefizite zu schließen, als Austerität etikettiert wird? Die einzige Antwort hierauf ist, die Mittel der internationalen Hilfsagenturen (der IWF ist ein Kreditgeber) deutlich zu erhöhen. Leider scheint hierzu wenig Neigung zu bestehen.

Warum war der IWF bereit, in einer Situation, die – zumindest im Rückblick – nur durch stärkere haushaltspolitische Korrekturen (mehr Austerität), einen Zahlungsausfall, mehr Auslandshilfen oder eine Mischung aus allen dreien zu bewältigen gewesen wäre, enorme Ressourcen bereitzustellen?

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