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Die kommenden Libra-Paniken

SYDNEY – Facebooks Enthüllung einer neuen digitalen Währung, der Libra, hat eine Flutwelle skeptischer, kritischer und richtgehend feindseliger Reaktionen ausgelöst. Das ist verständlich angesichts von Facebooks Ruf der Nachlässigkeit beim Schutz der Daten und Privatsphäre seiner Nutzer. Trotzdem wird die öffentliche Angst das Unternehmen, das einst mit dem Versprechen „Move fast and break things“ angetreten ist, nicht davon abhalten, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und dabei möglicherweise komplette Volkswirtschaften zu zerstören.

Wir haben noch keinen ausführlichen Bericht darüber erhalten, wie die Libra funktionieren wird. Trotz allem revolutionären Hype könnte sie sich als lediglich eine neue Variante bestehender Zahlungssysteme erweisen. Apple Pay, PayPal, WeChat und andere Dienste bieten bereits jeweils grundlegende Zahlungsmethoden an, die u. a. verschiedene Komfortfunktionen umfassen, um Kunden und Unternehmen anzulocken. Doch substanziell handelt es sich bei diesen Diensten lediglich um ein zusätzliches Glied in der Kette bestehender Zahlungskanäle, die letztlich an das herkömmliche Bankensystem angebunden sind.

Selbst wenn die Libra lediglich mit diesen bestehenden Akteuren konkurriert, könnte das eine hochprofitable Angelegenheit für Facebook sein, und zwar nicht nur wegen der Überweisungs- und Wechselkursgebühren, sondern auch in Bezug auf die Datensammlung. Die Zahlungs- und Transaktionsdaten der enormen Nutzerbasis des sozialen Netzwerks wären allein schon ein glitzernder Preis.

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