MARRAKESCH – Feuchtgebiete, Wälder und Ozeane absorbieren und speichern Kohlenstoff und sind somit ein wichtiger Aktivposten für Länder, die die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen erreichen wollen. Wie können wir sie bestmöglich nutzen?
Das Übereinkommen von Paris ist im vergangenen Dezember von 196 Vertragsparteien verabschiedet worden und Anfang dieses Monats in Kraft getreten. Derzeit befinden sich die Unterzeichnerstaaten auf der jährlich stattfindenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Marrakesch, Marokko. Auf mehreren Veranstaltungen geht es gezielt darum, wie Länder natürliche Systeme nutzen können, um ihre CO2-Zielvorgaben zu erreichen.
Der Klimawandel stellt uns vor gewaltige Herausforderungen, aber wir haben zugleich eine Riesenchance die nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen und dafür zu sorgen, dass die Weltbevölkerung einer besseren Zukunft entgegenblicken kann. Im Klimaabkommen von Paris haben sich die Regierungen verpflichtet, ihre CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren, um die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten. Die überwiegende Mehrheit der Unterzeichnerstaaten hat bereits nationale Aktionspläne vorgelegt, wie dieses Ziel erreicht werden soll, und diese Pläne werden mit der Zeit ehrgeiziger werden.
Diese Klimaschutzbeiträge der Staaten umfassen Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energieträger und Vorschläge für nachhaltige Verkehrskonzepte, Energieeffizienz und Bildung. Darüber hinaus sollten Länder Politiken in Betracht ziehen, die einen besseren Umgang mit Naturkapital ermöglichen. Im Pariser Klimaabkommen selbst wurde die Bedeutung der natürlichen Ökosysteme für die Begrenzung der Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre anerkannt und die Regierungen sollten derart leistungsfähige Instrumente nicht vernachlässigen.
Regierungen müssen – menschenfreundliche – Maßnahmen ergreifen, um bestehende Ökosysteme zu erhalten und geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen und zu erweitern. Das gilt besonders für Feuchtgebiete, zu denen alle Landflächen wie etwa Seen, Auen, Moorgebiete, Mangroven und Korallenriffe gehören, die zeitweilig oder dauerhaft von Wasser bedeckt sind.
Moorgebiete sind besonders wichtig. Obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie in ihren Torfen doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Moorböden bestehen aus Kohlenstoff – in Form von abgestorbenen Pflanzenresten – der sich über Tausende von Jahren angesammelt hat, und wenn Moore trockengelegt oder der Torf verbrannt wird, wird dieser Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben. Durch die Entwässerung von Mooren wird doppelt so viel Kohlenstoff freigesetzt wie durch die Luftfahrtindustrie.
2015 haben Feuer in den bewaldeten Moorgebieten Indonesiens gewütet und weltweit Besorgnis über die gewaltige Menge an Treibhausgas ausgelöst, die in die Atmosphäre abgegeben wurde, von den weitreichenden gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen. Schätzungen der indonesischen Regierung zufolge sind allein Moorbrände und Abholzung für über 60% der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich.
Durch die Erhaltung und Wiederherstellung von Mooren könnte der globale CO2-Ausstoß deutlich verringert werden und aus diesem Grund hat sich der Nordische Ministerrat 2015
zum Schutz der Moore in der Region verpflichtet. Fast die Hälfte der Moorgebiete der nordischen Länder ist verloren gegangen, und 25% ihrer gesamten Kohlendioxidemissionen gehen auf diese Schädigung des Ökosystems zurück.
Das Pariser Klimaabkommen ist in weniger als einem Jahr in vollem Umfang in Kraft getreten. Das lässt darauf schließen, dass eine internationale Dynamik vorhanden ist, konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Ursachen sowie der Auswirkungen des Klimawandels zu ergreifen. Schon heute werden viele Länder von verheerenden Überschwemmungen, Wassermangel und Dürreperioden heimgesucht.
Der Handlungsdruck ist nicht überraschend. Angaben des Gremiums UN-Water zufolge sind 90% aller Bedrohungen durch Naturkatastrophen wasserbedingt und ihre Häufigkeit und Intensität wird zunehmen, während sich der Klimawandel verschärft. Aber natürliche Systeme können diese Gefahren eindämmen: Feuchtgebiete funktionieren wie Schwämme, die Hochwasser verringern und das Einsetzen von Dürreperioden hinauszögern; und Mangroven, Salzmarschen und Korallenriffe dienen allesamt als Puffer, die Schutz vor Sturmfluten bieten. Und Feuchtgebiete, Ozeane und Wälder leisten weitaus mehr als Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern: Sie liefern Süßwasser und sind Nahrungsquelle für fast drei Milliarden Menschen.
Eine Plattform, die die Länder für ihre künftigen Bemühungen zur Erhaltung der Feuchtgebiete nutzen können, existiert bereits. Die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete ist ein völkerrechtlicher Vertrag, in dem sich 169 Staaten dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung ihrer Feuchtgebiete verpflichtet haben, und ein ideales Instrument, mit dessen Hilfe Länder ihre CO2-Emissionsziele und die Ziele nachhaltiger Entwicklung bis 2030 erreichen können.
Das langfristige Ziel des Pariser Klimaabkommens heißt Klimaneutralität – Netto-Null-Emissionen – in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Klimaneutralität ist notwendig, um die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten. Um sie zu erreichen, müssen wir Treibhausgasemissionen auf ein Maß verringern, das vollständig von der Natur absorbiert werden kann. Das war über Millionen von Jahren der natürliche Kreislauf bevor der menschengemachte Klimawandel eingesetzt hat.
Klimaneutralität lässt sich durch politischen Willen, eine einfallsreiche Politik, neue grüne Technologien und saubere Energiequellen und eine billionenschwere Investitionswende hin zu nachhaltigen Wirtschaftsektoren und zukunftsfähiger Infrastruktur erreichen. Damit diese Maßnahmen ihr Ziel erreichen können, müssen außerdem kosteneffiziente Investitionen in die Erhaltung und Erweiterung des Naturkapitals fließen. Nur Systeme im Gefüge der Natur, wie Feuchtgebiete und Wälder, sind wirklich in der Lage, den Erfolg zu gewährleisten – und damit eine saubere Zukunft und den Wohlstand von morgen.
Aus dem Englischen von Sandra Pontow.
MARRAKESCH – Feuchtgebiete, Wälder und Ozeane absorbieren und speichern Kohlenstoff und sind somit ein wichtiger Aktivposten für Länder, die die im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele zur Senkung der CO2-Emissionen erreichen wollen. Wie können wir sie bestmöglich nutzen?
Das Übereinkommen von Paris ist im vergangenen Dezember von 196 Vertragsparteien verabschiedet worden und Anfang dieses Monats in Kraft getreten. Derzeit befinden sich die Unterzeichnerstaaten auf der jährlich stattfindenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen in Marrakesch, Marokko. Auf mehreren Veranstaltungen geht es gezielt darum, wie Länder natürliche Systeme nutzen können, um ihre CO2-Zielvorgaben zu erreichen.
Der Klimawandel stellt uns vor gewaltige Herausforderungen, aber wir haben zugleich eine Riesenchance die nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen und dafür zu sorgen, dass die Weltbevölkerung einer besseren Zukunft entgegenblicken kann. Im Klimaabkommen von Paris haben sich die Regierungen verpflichtet, ihre CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren, um die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten. Die überwiegende Mehrheit der Unterzeichnerstaaten hat bereits nationale Aktionspläne vorgelegt, wie dieses Ziel erreicht werden soll, und diese Pläne werden mit der Zeit ehrgeiziger werden.
Diese Klimaschutzbeiträge der Staaten umfassen Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energieträger und Vorschläge für nachhaltige Verkehrskonzepte, Energieeffizienz und Bildung. Darüber hinaus sollten Länder Politiken in Betracht ziehen, die einen besseren Umgang mit Naturkapital ermöglichen. Im Pariser Klimaabkommen selbst wurde die Bedeutung der natürlichen Ökosysteme für die Begrenzung der Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre anerkannt und die Regierungen sollten derart leistungsfähige Instrumente nicht vernachlässigen.
Regierungen müssen – menschenfreundliche – Maßnahmen ergreifen, um bestehende Ökosysteme zu erhalten und geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen und zu erweitern. Das gilt besonders für Feuchtgebiete, zu denen alle Landflächen wie etwa Seen, Auen, Moorgebiete, Mangroven und Korallenriffe gehören, die zeitweilig oder dauerhaft von Wasser bedeckt sind.
Moorgebiete sind besonders wichtig. Obwohl sie nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie in ihren Torfen doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Moorböden bestehen aus Kohlenstoff – in Form von abgestorbenen Pflanzenresten – der sich über Tausende von Jahren angesammelt hat, und wenn Moore trockengelegt oder der Torf verbrannt wird, wird dieser Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben. Durch die Entwässerung von Mooren wird doppelt so viel Kohlenstoff freigesetzt wie durch die Luftfahrtindustrie.
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2015 haben Feuer in den bewaldeten Moorgebieten Indonesiens gewütet und weltweit Besorgnis über die gewaltige Menge an Treibhausgas ausgelöst, die in die Atmosphäre abgegeben wurde, von den weitreichenden gesundheitlichen Folgen ganz zu schweigen. Schätzungen der indonesischen Regierung zufolge sind allein Moorbrände und Abholzung für über 60% der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich.
Durch die Erhaltung und Wiederherstellung von Mooren könnte der globale CO2-Ausstoß deutlich verringert werden und aus diesem Grund hat sich der Nordische Ministerrat 2015
zum Schutz der Moore in der Region verpflichtet. Fast die Hälfte der Moorgebiete der nordischen Länder ist verloren gegangen, und 25% ihrer gesamten Kohlendioxidemissionen gehen auf diese Schädigung des Ökosystems zurück.
Das Pariser Klimaabkommen ist in weniger als einem Jahr in vollem Umfang in Kraft getreten. Das lässt darauf schließen, dass eine internationale Dynamik vorhanden ist, konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Ursachen sowie der Auswirkungen des Klimawandels zu ergreifen. Schon heute werden viele Länder von verheerenden Überschwemmungen, Wassermangel und Dürreperioden heimgesucht.
Der Handlungsdruck ist nicht überraschend. Angaben des Gremiums UN-Water zufolge sind 90% aller Bedrohungen durch Naturkatastrophen wasserbedingt und ihre Häufigkeit und Intensität wird zunehmen, während sich der Klimawandel verschärft. Aber natürliche Systeme können diese Gefahren eindämmen: Feuchtgebiete funktionieren wie Schwämme, die Hochwasser verringern und das Einsetzen von Dürreperioden hinauszögern; und Mangroven, Salzmarschen und Korallenriffe dienen allesamt als Puffer, die Schutz vor Sturmfluten bieten. Und Feuchtgebiete, Ozeane und Wälder leisten weitaus mehr als Kohlenstoff zu absorbieren und zu speichern: Sie liefern Süßwasser und sind Nahrungsquelle für fast drei Milliarden Menschen.
Eine Plattform, die die Länder für ihre künftigen Bemühungen zur Erhaltung der Feuchtgebiete nutzen können, existiert bereits. Die Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete ist ein völkerrechtlicher Vertrag, in dem sich 169 Staaten dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung ihrer Feuchtgebiete verpflichtet haben, und ein ideales Instrument, mit dessen Hilfe Länder ihre CO2-Emissionsziele und die Ziele nachhaltiger Entwicklung bis 2030 erreichen können.
Das langfristige Ziel des Pariser Klimaabkommens heißt Klimaneutralität – Netto-Null-Emissionen – in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Klimaneutralität ist notwendig, um die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu halten. Um sie zu erreichen, müssen wir Treibhausgasemissionen auf ein Maß verringern, das vollständig von der Natur absorbiert werden kann. Das war über Millionen von Jahren der natürliche Kreislauf bevor der menschengemachte Klimawandel eingesetzt hat.
Klimaneutralität lässt sich durch politischen Willen, eine einfallsreiche Politik, neue grüne Technologien und saubere Energiequellen und eine billionenschwere Investitionswende hin zu nachhaltigen Wirtschaftsektoren und zukunftsfähiger Infrastruktur erreichen. Damit diese Maßnahmen ihr Ziel erreichen können, müssen außerdem kosteneffiziente Investitionen in die Erhaltung und Erweiterung des Naturkapitals fließen. Nur Systeme im Gefüge der Natur, wie Feuchtgebiete und Wälder, sind wirklich in der Lage, den Erfolg zu gewährleisten – und damit eine saubere Zukunft und den Wohlstand von morgen.
Aus dem Englischen von Sandra Pontow.