BERLIN – Während ich in Berlin diese Zeilen schreibe, betrachte ich niedergeschmettert die Bilder des Feuers, der Verheerung und der Asche, die Notre-Dame de Paris – Unsere Liebe Frau von Paris - verschlingen. Sie ist ein Schatz der Zivilisation, sowohl für Menschen, die an den Himmel glauben als auch für diejenigen, die das nicht tun. Sie repräsentiert das Europa der Schönheit, der heiligen Hoffnung, der Größe und Sanftmut. Das bricht mir ebenso wie Ihnen, wie allen, das Herz.
Die Tragödie lässt unzählige Erinnerungen wach werden. Man denkt natürlich an Victor Hugos Verewigung der Kathedrale in seinem Werk Der Glöckner von Notre Dame. Und ebenso an den Vers von Louis Aragon:
„Nichts ist so stark, wie Blitz und Donner im Kampf,
Wie mein Paris, das Todesmut bewies,
So schön wie mein Paris, das ich hier pries.”
Auch die Eröffnungszeile eines Gedichts von Baudelaire fällt einem ein: „Ich bin schön, o ihr Sterblichen, wie ein Traum aus Stein.” Das wurde zwar nicht über Notre Dame geschrieben, hätte aber durchaus sein können.
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Die Erinnerungen reichen weit über das geschriebene Wort hinaus. Die Kathedrale selbst legt Zeugnis ab von Jahrhunderten französischer Geschichte darunter auch Episoden, die mittlerweile zu Legenden geworden sind. Sie stand an Frankreichs Seite in der Zeit seines mystischen Rittertums in all seinem Glanz und seiner Düsterkeit. Ich denke an die Messe zur Feier der Befreiung von Paris im Jahr 1944 und an die Konvertierung einer jüngeren Schwester. Ich weine mit ihr, so wie ich mit allen Christen weine, die mitansehen mussten, wie ihre sichtbare Kirche in Rauch aufging, der womöglich auch einen Teil ihrer unsichtbaren Kirche mitnahm.
Am nächsten Morgen denke ich an Notre Dame als das Frankreich der Résistance. Sie verkörpert gotische Heiligkeit und die Beschaulichkeit der Seine. Sie ist manifest gewordener Glaube und Schönheit. Und natürlich sind auch die Worte Hugos und Aragons noch immer da und schwirren in meinem schlaflosen Kopf herum. Ich frage mich, wie ich dem Tag begegnen werde. Wie werden wir dem Morgen gegenübertreten? Hugo liefert darauf die Antwort: „Die Zeit ist der Architekt, aber das Volk ist der Maurer.”
Zu Mittag kann ich nur hoffen, dass das Feuer vollständig gelöscht wurde. Für einen Pariser ist es eine Qual, die in einer Endlosschleife präsentierten Bilder des Herzens der Stadt zu sehen, wie es in der Gewalt der Flammen gefangen ist. Es ist mehr als nur eine Kirche untergegangen. In gewisser Weise ist Notre Dame die Seele der Menschheit selbst und ein Teil dieser Menschheit steht nun gezeichnet vor uns.
Wir Pariser glaubten, unsere ehrwürdige Frau sei unsterblich. Und doch bricht sie zusammen, verwundet und hilflos gegenüber dem Schicksal, so wie auch wir es sind, während wir dem Inferno zusehen. Doch diesen betrüblichen Bildern folgte eine Welle des Mitgefühls. Italiener, Schweden Iren, Spanier, Chinesen und Algerier – sie alle haben ihre Verbundenheit mit den Menschen in Frankreich erklärt. Wie nach einem Angriff sagen alle: „Je suis Paris.”
Schließlich erinnert uns die in Brand stehende Notre Dame an die Zerbrechlichkeit unserer Geschichte und unseres Erbes, an die Prekarität des von uns Erbauten und an die Endlichkeit des tausendjährigen Europa, der Heimat der Künste, einer deren erhabensten Zeugnisse Notre Dame darstellt.
Wenn wir nach vorne blicken, stellen sich zwei Fragen: Was sollen wir denken? Was sollen wir tun? Wir müssen hoffen, dass der Verlust der Notre Dame schlummernde Gewissen weckt; dass diese Katastrophe die Menschen erkennen lässt, dass Europa eine Notre Dame im Großen darstellt. Es ist mehr als eine politische Union, es ist ein großartiges Kunstwerk, eine brillante Bastion gemeinsamer Intelligenz, aber auch Heimat eines gefährdeten Vermächtnisses.
Dieses Vermächtnis ist zu bedeutsam, um es verloren gehen zu lassen. Wir dürfen es den Brandstiftern nicht erlauben, die Menschen in Europa auseinanderzudividieren. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir gemeinsam die Erbauer von Tempeln und Palästen, die Schöpfer von Schönheit sind. Das ist die Lehre aus Notre Dame in dieser Karwoche.
Der französische Präsident Emmanuel Macron, der sich seit zwei Jahren für die Einheit bei der Neugestaltung Europas engagiert, setzt sich nun für die Einheit beim Wiederaufbau der Notre Dame ein. Gemeinsam müssen wir das Herz Frankreichs wiederherstellen. Meine Literaturzeitschrift La Règle du Jeu wird zu diesem Zweck an den nationalen Fonds spenden. Ich rufe alle Leser auf, das ebenfalls zu tun. Wir, die Menschen, sind die Maurer.
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Bashar al-Assad’s fall from power has created an opportunity for the political and economic reconstruction of a key Arab state. But the record of efforts to stabilize post-conflict societies in the Middle East is littered with failure, and the next few months will most likely determine Syria's political trajectory.
say that Syrians themselves must do the hard work, but multilateral assistance has an important role to play.
The US president-elect has vowed to round up illegal immigrants and raise tariffs, but he will probably fail to reinvigorate the economy for the masses, who will watch the rich get richer on crypto and AI. America has been here before, and if Trump doesn’t turn on the business class and lay the blame at its feet, someone else will.
thinks the next president will be forced to choose between big business and the forgotten man.
BERLIN – Während ich in Berlin diese Zeilen schreibe, betrachte ich niedergeschmettert die Bilder des Feuers, der Verheerung und der Asche, die Notre-Dame de Paris – Unsere Liebe Frau von Paris - verschlingen. Sie ist ein Schatz der Zivilisation, sowohl für Menschen, die an den Himmel glauben als auch für diejenigen, die das nicht tun. Sie repräsentiert das Europa der Schönheit, der heiligen Hoffnung, der Größe und Sanftmut. Das bricht mir ebenso wie Ihnen, wie allen, das Herz.
Die Tragödie lässt unzählige Erinnerungen wach werden. Man denkt natürlich an Victor Hugos Verewigung der Kathedrale in seinem Werk Der Glöckner von Notre Dame. Und ebenso an den Vers von Louis Aragon:
„Nichts ist so stark, wie Blitz und Donner im Kampf,
Wie mein Paris, das Todesmut bewies,
So schön wie mein Paris, das ich hier pries.”
Auch die Eröffnungszeile eines Gedichts von Baudelaire fällt einem ein: „Ich bin schön, o ihr Sterblichen, wie ein Traum aus Stein.” Das wurde zwar nicht über Notre Dame geschrieben, hätte aber durchaus sein können.
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Die Erinnerungen reichen weit über das geschriebene Wort hinaus. Die Kathedrale selbst legt Zeugnis ab von Jahrhunderten französischer Geschichte darunter auch Episoden, die mittlerweile zu Legenden geworden sind. Sie stand an Frankreichs Seite in der Zeit seines mystischen Rittertums in all seinem Glanz und seiner Düsterkeit. Ich denke an die Messe zur Feier der Befreiung von Paris im Jahr 1944 und an die Konvertierung einer jüngeren Schwester. Ich weine mit ihr, so wie ich mit allen Christen weine, die mitansehen mussten, wie ihre sichtbare Kirche in Rauch aufging, der womöglich auch einen Teil ihrer unsichtbaren Kirche mitnahm.
Am nächsten Morgen denke ich an Notre Dame als das Frankreich der Résistance. Sie verkörpert gotische Heiligkeit und die Beschaulichkeit der Seine. Sie ist manifest gewordener Glaube und Schönheit. Und natürlich sind auch die Worte Hugos und Aragons noch immer da und schwirren in meinem schlaflosen Kopf herum. Ich frage mich, wie ich dem Tag begegnen werde. Wie werden wir dem Morgen gegenübertreten? Hugo liefert darauf die Antwort: „Die Zeit ist der Architekt, aber das Volk ist der Maurer.”
Zu Mittag kann ich nur hoffen, dass das Feuer vollständig gelöscht wurde. Für einen Pariser ist es eine Qual, die in einer Endlosschleife präsentierten Bilder des Herzens der Stadt zu sehen, wie es in der Gewalt der Flammen gefangen ist. Es ist mehr als nur eine Kirche untergegangen. In gewisser Weise ist Notre Dame die Seele der Menschheit selbst und ein Teil dieser Menschheit steht nun gezeichnet vor uns.
Wir Pariser glaubten, unsere ehrwürdige Frau sei unsterblich. Und doch bricht sie zusammen, verwundet und hilflos gegenüber dem Schicksal, so wie auch wir es sind, während wir dem Inferno zusehen. Doch diesen betrüblichen Bildern folgte eine Welle des Mitgefühls. Italiener, Schweden Iren, Spanier, Chinesen und Algerier – sie alle haben ihre Verbundenheit mit den Menschen in Frankreich erklärt. Wie nach einem Angriff sagen alle: „Je suis Paris.”
Schließlich erinnert uns die in Brand stehende Notre Dame an die Zerbrechlichkeit unserer Geschichte und unseres Erbes, an die Prekarität des von uns Erbauten und an die Endlichkeit des tausendjährigen Europa, der Heimat der Künste, einer deren erhabensten Zeugnisse Notre Dame darstellt.
Wenn wir nach vorne blicken, stellen sich zwei Fragen: Was sollen wir denken? Was sollen wir tun? Wir müssen hoffen, dass der Verlust der Notre Dame schlummernde Gewissen weckt; dass diese Katastrophe die Menschen erkennen lässt, dass Europa eine Notre Dame im Großen darstellt. Es ist mehr als eine politische Union, es ist ein großartiges Kunstwerk, eine brillante Bastion gemeinsamer Intelligenz, aber auch Heimat eines gefährdeten Vermächtnisses.
Dieses Vermächtnis ist zu bedeutsam, um es verloren gehen zu lassen. Wir dürfen es den Brandstiftern nicht erlauben, die Menschen in Europa auseinanderzudividieren. Wir müssen uns daran erinnern, dass wir gemeinsam die Erbauer von Tempeln und Palästen, die Schöpfer von Schönheit sind. Das ist die Lehre aus Notre Dame in dieser Karwoche.
Der französische Präsident Emmanuel Macron, der sich seit zwei Jahren für die Einheit bei der Neugestaltung Europas engagiert, setzt sich nun für die Einheit beim Wiederaufbau der Notre Dame ein. Gemeinsam müssen wir das Herz Frankreichs wiederherstellen. Meine Literaturzeitschrift La Règle du Jeu wird zu diesem Zweck an den nationalen Fonds spenden. Ich rufe alle Leser auf, das ebenfalls zu tun. Wir, die Menschen, sind die Maurer.
Aus dem Englischen von Helga Klinger-Groier