benami146_MANDEL NGANAFPGetty Images_trump with MBS Mandel Ngan/AFP/Getty Images

Die Trumpifizierung des Nahen Ostens

TEL AVIV – US-Präsident Donald Trump mag launenhaft sein, aber er folgt einer Doktrin. Wie seine Rede im September vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen einmal mehr bestätigte, lehnt Trump multilaterale Institutionen und liberale Werte zugunsten des Nationalstaates und der Machtpolitik ab. Doch macht ein Verständnis der „Trump-Doktrin“ –die dafür eintritt, Amerikas alteingeführte Rolle als globaler Schiedsrichter aufzugeben – diese nicht weniger destabilisierend, insbesondere für den bereits zuvor instabilen Nahen Osten.

Es ist keine Überraschung, dass der Nahe Osten besonders anfällig ist für die verstörenden Auswirkungen der Trump-Doktrin. Schließlich verschärfte die furchtsame Politik von Trumps unmittelbarem Vorgänger im Amt, Barack Obama, die Dysfunktion in der Region erheblich und machte den Weg frei für Trump, dort – man kann es nicht anders beschreiben – ein Chaos anzurichten.

Zunächst einmal hat die Regierung Obama völlig dabei versagt, Fortschritte bei der Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts zu erzielen – ein Versagen, das Trump durch den „Deal des Jahrhunderts“ zu beheben versprach. Stattdessen hat Trump Jerusalem einseitig als Hautstadt Israels anerkannt, die US-Botschaft dorthin verlegt und die finanzielle Unterstützung für das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) eingestellt, das mehr als fünf Millionen registrierte palästinensische Flüchtlinge betreut. Man muss außergewöhnlich ignorant sein, um Trumps Behauptungen Glauben zu schenken, dass mit diesen Maßnahmen zwei der dornigsten Fragen im israelisch-palästinensischen Konflikt „vom Tisch“ seien.

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