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Abschied vom Bargeld

NEW YORK: Die Europäische Zentralbank und die US Federal Reserve haben beide erklärt, dass sie im Falle einer eventuellen Einführung einer digitalen Notenbankwährung (CBDC) nicht beabsichtigen, physisches Bargeld abzuschaffen. Und sowohl die EZB als auch der Bretton-Woods-Ausschuss haben sich in jüngsten Stellungnahmen gegen (positive oder negative) Zinsen auf CBDCs ausgesprochen. Die politischen Entscheider sollten beide Haltungen überdenken. Es gibt gute Gründe, nicht nur die frühzeitige Einführung von CBDCs zu unterstützen, sondern auch Zinsen darauf zu zahlen und das Bargeld abzuschaffen.

Die USA sind bei CBDCs ein Nachzügler. Laut dem CBDC-Tracker des Atlantic Council wurden CBDCs schon in elf Währungsräumen (sämtlich Entwicklungs- und Schwellenländern) komplett eingeführt, und 100 weitere Länder prüfen die Idee. Diese Währungsräume haben sich zwei gängige Argumente für eine CBDC zu eigen gemacht: dass sie die Finanzinklusion fördern kann und dass sie die Zahlungs- und Abrechnungseffizienz verbessern kann.

Natürlich haben CBDCs auch ihre Kritiker. Ein Argument gegen sie ist, dass dadurch die Geschäftsbanken beiseitegeschoben werden könnten, da Haushalte und Unternehmen ihre Einlagen bei den Geschäftsbanken gegen CBDC-Guthaben eintauschen würden. Dieses Risiko steigt noch, wenn auf eine CBDC (wie auf Bankeinlagen) Zinsen gezahlt werden. Eine weitere Sorge ist, dass die Notenbank als Emittentin der CBDC sensible Daten über die Finanzlage und privaten Ausgabenentscheidungen der CBDC-Besitzer erhalten könnte. Und noch eine Sorge ist, dass einen Proof-of-Work-Blockchain-Konsensmechanismus verwendende CBDCs außerordentlich energieintensiv wären.

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