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Das Paradoxon der multilateralen Finanzierung

WASHINGTON, DC – Multilaterale Entwicklungsbanken (MEB) sind mittlerweile zu Lieblingen der Politik avanciert. US-Finanzministerin Janet Yellen forderte jüngst die Weltbank und andere internationale Kreditgeber in einer Rede auf, Entwicklungsländer zu unterstützen, die mit den Auswirkungen steigender Inflation und drastischer Zinserhöhungen kämpfen. Und ein kürzlich von den G20 in Auftrag gegebener unabhängiger Bericht kommt zu dem Schluss, dass die erwähnten Institutionen in einzigartiger Weise geeignet sind, Regierungen bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu unterstützen.

Im Bericht der G20 wird argumentiert, dass MEB ihre Kreditvergabe ohne Beeinträchtigung ihrer Triple-A-Bonität ausweiten könnten, bestünden da nicht übermäßige Eigenkapitalanforderungen, die die Risikofähigkeit der Kreditgeber einschränken. Doch welche Länder würden am meisten von einer Aufstockung der multilateralen Finanzierung profitieren?

Obwohl multilaterale Entwicklungsbanken mit der Vergabe langfristiger Kredite zu günstigen Zinssätzen an Länder niedrigen Einkommens eine entscheidende Rolle spielen, fließt die überwiegende Mehrheit ihrer Finanzierungen in Länder mittleren Einkommens. In einem aktuellen OECD-Bericht wird festgestellt, dass im Jahr 2020 - nach einem starken Anstieg der Kreditvergabe an Länder mit niedrigem mittlerem Einkommen - 70 Prozent der MEB-Darlehen an Länder mittleren Einkommens vergeben wurden.

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